Bereits am ersten Tag ihres Urlaubs hatte Susanne Groß aus Buchenberg dicke Blasen an den Händen. Und war trotzdem rundum glücklich und, wie sie sagt, "innerlich aufgeräumt". Der Grund: Die 43-Jährige hat einen freiwilligen Arbeitseinsatz auf einem Südtiroler Bergbauernhof geleistet. Eine Woche lang lebte sie bei einer Familie mit vier Kindern im Vinschgau auf 1300 Metern Höhe. Ihr Tagesablauf: Früh aufstehen, die Kinder versorgen, kochen, im Haushalt helfen und beim Heuen mit anpacken. Was anstrengend klingt, war für Susanne Groß ganz im Gegenteil erholsam. "Man kommt von hundert auf null runter", erklärt sie. Natürlich müsse man den inneren Schweinehund überwinden, wenn im Urlaub morgens um sieben das jüngste Familienmitglied am Bett stehe und gewickelt werden will, aber Susanne Groß hat durch den Arbeitseinsatz auch viel Energie getankt. Sie habe unglaublich viele positive Erlebnisse gehabt, erzählt sie. "Das Gemeinschaftsgefühl, das man hat, wenn man zusammen ein Feld abgeerntet hat, ist einfach toll." Die Arbeit in der Natur und die herzliche Art der Bergbauernfamilie seien richtig wohltuend für Körper, Seele und Geist gewesen, sagt die Buchenbergerin, die als Marketingfachfrau und Lerntrainerin vor allem geistige Arbeit leistet und viel am Computer sitzt.
Jährlich rund 1600 Helfer
Jedes Jahr kommen über den Verein "Freiwillige Arbeitseinsätze" rund 1600 Helfer nach Südtirol, um dort auf Höfen mit anzupacken. Die Freiwilligen, berichtet Susanne Groß, würden auch dringend gebraucht. Oft arbeiten die Männer unten im Dorf, während sich die Frauen um Hof, Haushalt und Kinder kümmern müssen. Deshalb sollte man sich auch im Klaren darüber sein, dass man kein Feriengast ist: "Die rechnen mit dir", sagt Groß. Wer so etwas machen will, der dürfe nicht zart besaitet sein und sollte körperlich den Anforderungen gewachsen sein.
Für die Mutter eines 17-jährigen Sohnes, die auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, kein Problem. "Aber man muss bereit sein, sich einzulassen," sagt sie. Nächstes Jahr will sie auf jeden Fall wieder zum Arbeitseinsatz, vielleicht sogar zwei Mal. Denn mit ihrer Gastfamilie hat sie inzwischen Freundschaft geschlossen und möchte ihr wieder helfen. Andererseits würde sie auch gern noch andere Höfe und Familien kennen lernen, erklärt sie.
Für ihren Alltag in Deutschland hat Susanne Groß eine innere Haltung mitgenommen, die sie von den Bergbauern gelernt hat: "Es hat mich sehr berührt, wie achtsam sie mit der Natur umgehen", sagt sie nachdenklich. Die hohe Lebensqualität - ohne den Drang, die Freizeit künstlich zu füllen - und die Gelassenheit der Familie haben großen Eindruck hinterlassen.
Wer sich für einen Arbeitseinsatz in Südtirol interessiert, kann sich im Internet informieren unter www.bergbauernhilfe.it