Westallgäu | ins | Bürgerinnen und Bürger der Westallgäuer Kommunen sind gestern auf den Friedhöfen und an Denkmalen zusammengekommen, um der Opfer von Kriegen und Gewalt zu gedenken. Bürgermeister und Soldatenkameradschaften legten Kränze nieder. Die Erinnerung an die Schrecken der Kriege im 20. Jahrhundert standen im Mittelpunkt der Ansprachen wie auch die Suche nach den Lehren, die aus der Geschichte zu ziehen sind.
Bürgermeister Gerhard Olexiuk aus Oberreute verdeutlichte die Perspektive der Generation, die selbst keinen Krieg erlebt hat: "Die zeitliche Nähe zum Zweiten Weltkrieg nimmt immer mehr ab. Und gerade deshalb wird ein Tag des Erinnerns immer wichtiger." Olexiuk schlug den Bogen zur Gegenwart indem er erschütternde Zahlen nannte: In mehr als 40 Staaten herrsche derzeit Krieg oder Bürgerkrieg. Mehr als 300000 Kinder und Jugendliche seien als Kindersoldaten in Kampfhandlungen verwickelt. Viele würden zwangsrekrutiert. "Das erinnert an das letzte Kampfaufgebot Hitlers, als er sinnlos Jugendliche in eine aussichtslose Schlacht zwang."
"Der Volkstrauertag ist ein bedeutender Bestandteil unserer Erinnerungskultur", betonte der Opfenbacher Bürgermeister Matthias Bentz. Er forderte: "So lange Menschen glauben, dass politische, wirtschaftliche, ethnische oder religiöse Konflikte mit Krieg, Gewalt oder Terror gelöst werden können, so lange muss die Arbeit für den Frieden weitergehen."
An zwei Künstler, die selbst schwer unter den Schrecken der beiden Weltkriege leiden mussten, erinnerte Lindenbergs Bürgermeister Johann Zeh: Die Bildhauerin Käthe Kollwitz verlor ihren Sohn Peter im ersten Weltkrieg und drückte ihren Schmerz in der Skulptur "Trauerndes Elternpaar" aus.
Gut zehn Jahre nach Ende dieses Krieges thematisierte Erich Maria Remarque in seinem Roman "Im Westen nichts Neues" den Wahnsinn, dem Frontsoldaten ausgesetzt sind. Das Buch war weltweit erfolgreich. Die Nationalsozialisten stigmatisierten es später als Verrat an den Soldaten des Weltkrieges. "Im Westen nichts Neues" gehörte zu den Werken, die bei der Bücherverbrennung der Nazis in Flammen aufgingen. Remarque wurde ausgebürgert.
Sehr detailliert schilderte Bürgermeister Karl-Heinz Rudolph in Weiler die Geschichte des Kampfes um Demokratie und Freiheit während der vergangenen Jahrhunderte. "Der Volkstrauertag hat nur dann einen Sinn, wenn wir ihn als Aufforderung zum Handeln verstehen - im Sinne derer, um die wir heute trauern", so Rudolph. Stellvertretend für sie alle nannte er zwei Namen: Patrick Behlke und Roman Schmidt, die am 20. Oktober in Afghanistan ihr junges Leben lassen mussten.