Stötten/Bernbeuren/Maienfeld(lik). Rund drei Monate verbringen Maria Streif (21) aus Bernbeuren und Josef Rauh (19) aus Stötten diese Saison auf einer Alm in der Schweiz. Diese Zeit sehen die beiden als eine wichtige Lebenserfahrung und Herausforderung an. Die Gründe, warum sich die Beiden gerade diesen außergewöhnlichen Arbeitsplatz ausgesucht haben, sind unterschiedlich. Josef Rauh wusste nicht, was er nach seiner Schreinerlehre als nächstes machen soll. Er suchte eine Herausforderung. Maria Streif, die ebenfalls dieses Jahr die Krankenschwesterausbildung abgeschlossen hat, denkt, dass die Arbeit auf der Alm eine wichtige Lebenserfahrung sein kann, durch die man sich selbst besser kennen lerne. Der Stadt Maienfeld im Schweizer Kanton Graubünden gehören zwei Kuhalmen mit einer dazugehörigen Käserei. Die 120 Tiere halten sich zunächst auf der niedriger gelegenen Stürvis-Alm auf und werden dann zur Ijes-Alm auf 1942 Meter getrieben. Zwei Wochen vor dem Almabtrieb kommen die Tiere wieder zur unteren Alm zurück. Verbunden sind die beiden Almen durch ein Rohr, in dem die Milch zur Käserei hinuntergeleitet wird. Dort hilft Hans Streif, ebenfalls aus Bernbeuren, als so genannter Zusenn dem Käsermeister. Das benötigte Essen wird wöchentlich in Maienfeld bestellt und hochgebracht. Der Tagesablauf auf der Alm ist anstrengend: Um drei Uhr nachts müssen die Kühe von der Weide geholt werden, was bei Dunkelheit und dem steinigen Gelände gar nicht so leicht ist. Das dauert eine knappe Stunde und nach einer kurzen Kaffeepause geht es an das Melken der 120 Kühe. Es muss zwar nicht mehr mit der Hand gemolken werden, erzählen Maria Streif und Josef Rauh, aber eine Absauganlage gibt es nicht. Die schweren Kübel müssen nach jeweils zwei Kühen umgefüllt werden.
Lange Tage und Trockenheit Nachdem die Tiergesundheit überprüft wurde, geht es um sieben Uhr wieder auf die Weide. Ab und zu müssen Klauenprobleme oder leichte Sturzverletzungen behandelt werden. Erst um elf Uhr wird gefrühstückt, da die Stall- und Hofreinigung recht lange dauert. In der darauf folgenden Pause muss immer ein Auge auf das Vieh geworfen werden. Und um zwei Uhr geht es dann schon wieder von vorne los: Kühe eintreiben, einstallen, melken, austreiben, Stall reinigen. Nachdem abends richtig gekocht wurde, ist um halb zehn Feierabend und ein langer Tag geht zu Ende. Auch auf der Alm hat man derzeit mit der Trockenheit zu kämpfen. Die Milch ist deutlich weniger geworden seit die Kühe nicht mehr so viel zu fressen haben. Auf die Frage, ob der Rhythmus auf der Alm gewöhnungsbedürftig war, meint Maria Streif, dass die körperliche Belastung recht groß sei. 'Auch das frühe Aufstehen ist anfangs hart', sagt Rauh. Deshalb gehört Ausschlafen neben Familie, Freunden und Partys zu den Dingen, auf die sich die Beiden am meisten freuen, wenn sie in drei Wochen aus den Schweizer Alpen zum Auerberg zurückkehren.