Von Josef Diebolder |WesterheimTrotz negativer Vorzeichen hat der Unterallgäuer Argrartag zum siebten Mal Zukunftsperspektiven für zahlreiche Landwirte aus dem Landkreis Unterallgäu und den angrenzenden Regionen geboten. Einige Landwirte forderten gemeinsam mit Gerhard Miller, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, in der Festhalle in Westerheim dazu auf, landwirtschaftliche Interessen zu bündeln. Der Vorsitzende des Milchwirtschaftlichen Vereins Allgäu-Schwaben (MVAS), Josef Zengerle, appellierte an die Milcherzeuger, trotz Streits untereinander, im Ergebnis geschlossen aufzutreten.
Viele der rund 350 Teilnehmer des Seminartages sehen sich durch erhöhte Milchquoten von der Politik verlassen. Milchquoten seien bereits jetzt so gestaltet, als wären sie außer Funktion. Landwirt Josef Rief aus Kirchberg/Iller trat als CDU-Bundestagskandidat dafür ein, "die Kunst des Möglichen zu versuchen". Große Faszination übte Dr. Jon Henrich Hanf auf die Landwirte aus. Als Weltreisender für das Leibnitz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa sah er enorm starke Kunden und Märkte, die es zu erschließen gelte. Für deren Essgewohnheiten müssten neue Produkte entworfen werden.
Organisiert wurde der Meinungsaustausch von einigen Raiffeisen-Waren Genossenschaften unter Leitung von Geschäftsführer Willi Schalk (Unterallgäu). Sein Kollege Markus Grauer (Iller-Roth-Günz) sagte, "die Realität hat uns wieder eingeholt, nachdem die Verbraucher höhere Preise für Milchprodukte nicht akzeptiert hatten". Nun müssten sich Landwirte auf enorme Preisrücknahmen einstellen.
Milchqualität Gebot der Stunde
Während Dörfer im letzten Jahrhundert fast ausschließlich aus Bauern und Handwerkern bestanden, seien diese heute eine "Randerscheinung", betonte Josef Rief.

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Wie geht es der Landwirtschaft – Zu Besuch bei Junglandwirt Peter Enderle
Mut für die Zukunft sollten die Milchbauern haben, wünschte sich Josef Zengerle. Die Milchqualität zu halten, sei Gebot der Stunde. Bayern werde weiter Milchbauern verlieren. Zengerle zeigte auf, wie Kleinbetriebe eine Vielzahl von Arbeitsplätzen mit erhalten.
Den Spagat, alle Bauern auf eine Linie zu bringen, das versuchte Gerhard Miller bereits während des Milchstreiks. Dennoch hätten sich die Milcherzeuger in zwei Lager gespalten. Ebenfalls "traurig und nicht mehr umzudrehen" sind laut Miller die jüngsten Agrarpreisverhandlungen verlaufen.
Als Vorsitzender des Unterallgäuer Volks- und Raiffeisenverbandes sah Johann Weigele in seinem Grußwort enorme Herausforderungen auf die Landwirtschaft zukommen. Auch die Volks- und Raiffeisenbanken seien im Kreditgeschäft und Landhandel eng mit der Landwirtschaft verbunden.
Landrat Hans-Joachim Weirather rief dazu auf, jetzt nicht in Jammern zu verfallen. Gleichzeitig stellte er fest, dass in den vergangenen 18 Jahren rund 40 Prozent der Unterallgäuer Milcherzeuger ihren Betrieb aufgeben mussten. Heute gebe es noch etwa 2300.