Kabarett Marita Hitzler präsentiert ihr neues Programm im Haus der Begegnung">

Artikel: Anstrengende Tour für Lachmuskeln

2. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Kabarett Marita Hitzler präsentiert ihr neues Programm im Haus der Begegnung

BuchloeHintersinnig, spontan und spaßig - das neue, zweistündige Programm der Kabarettistin Marita Hitzler hatte es in sich. "Das Kreuz mit dem Gipfel" wurde zu einer anstrengen "Bergtour" für die Lachmuskeln der Besucher.

So erklärte Hitzler im Haus der Begegnung auf schwäbisch und mit satirischem Witz etwa das "Gipfel-Prinzip": "Man soll nicht immer nach der Superlative suchen, sondern auch mal selber stricken - es aber auch selbst anziehen".

In der Rolle der Bergsteigerin, die am Gipfel über die verschiedenen Trend-Sportler und Kaffeefahrten-Teilnehmer lästert, die zu ihrem Leidwesen zusammen mit ihr auf dem Gipfel sind, bekam jeder sein Fett ab. So mancher Besucher musste als Spontan-Darsteller in die Rolle ihrer "Opfer" schlüpfen.

Dialekt-Kabarett gibt es häufig - aber selten wird es so gut mit zeitkritischen Gags und gnadenlos direktem Humor so lebendig wie bei Hitzler.

Der unterhaltsame Abend wirkte immer wieder wie ein Treffen unter guten Freunden, schonungslos aber ehrlich und voller pragmatischer Tipps für alle Lebenslagen.

Neben dem schwäbischen Dialekt verkörpert Marita Hitzler auch die schwäbische Art. Zum Beispiel dann, wenn ein eingefleischter Dialekt-Schwabe mit aller Kraft hochdeutsch sprechen will und dabei eine halb gesungene, etwas verkrampft wirkende und sehr langsam gesprochene "Pfarrerstrophe" herauskommt.

Vom Recht auf Dummheit

"Frauen denken immer", meinte Hitzler und fügte schnell hinzu, "was ich anziehen soll". Das Kleider-Thema tauchte in ihrem Programm auch immer wieder auf: "Gwand als Garant für Verstand". Doch es wäre keine echte Hitzler-Nummer, käme nicht gleich die Bemerkung hinterher: "Dann müssten aber viele nackt rumlaufen". Die Dummheit sei eine Art Sollbruchstelle, sinnierte Hitzler, das habe ja auch der Bundespräsident gesagt: "Man hat ein Recht auf Dummheit, aber man muss ja nicht jedes Recht in Anspruch nehmen".

Leicht irritiert, aber tolerant

Die entscheidende Erkenntnis fand Hitzler in einer Hotelbar: "Vor Gott sind alle gleich - und nach Alkohol auch". Sich selbst schätzt sieals "leicht irritiert, aber sehr tolerant" ein.

Ans Eingemachte geht es laut Hitzler, wenn Schwaben amerikanische Trend-Sprüche interpretieren. "Cruisen statt Rasen" oder "Go slow and say hello". Hitzler: "Natürlich ist es schön - langsam zu fahren und hallo zu sagen, aber mir stehen sogar beim Schwätzen".

Das Programm wurde von Uschi Bergmann und Eva Horner am Akkordeon mit satirischen und humorvollen Texten begleitet.

So etwa mit den Stücken "Heute ist Berg-Event, wir wollen feiern" zur Melodie von "La Donna e Mobile" oder auch "Neue Sterne am Himmelszelt werden wir uns greifen, wie es uns gefällt". Dabei ging es darum, dass die Erde vom "Erreger Homo sapiens" bald befreit sein dürfte.

Im Anschluss lud die Kabarettistin in das Untergeschoss des Begegnungshauses ein. Dort stellte Dieter Schmidt aus Kaufbeuren impressionistische Photographien aus, die auf viel positive Resonanz stießen.

Günter Enzensberger