Fahren die Taxis in Lindenberg ausreichend lange, oder reichen die Betriebszeiten nicht, schaden sie gar Lindenberger Wirten? Bei einem Gespräch im "Bayerischen Hof" mit einem Dutzend Gastronomen, allen drei Taxiunternehmen und Vertretern des Landratsamtes haben sich die Beteiligten zumindest angenähert. "Es führt nur ein Miteinander zu einem guten Geschäft für beide Seiten", so Wirtesprecher Ludwig Gehring.
Seit mehr als einem Jahr wird immer mal wieder über den Taxiverkehr im Westallgäu diskutiert. Drei Betriebe gibt es. Den größten führt Aaron Wild in Lindenberg, der 2009 das Unternehmen von Richard Frommknecht übernommen hat. Wild fährt unter der Woche von 5.30 Uhr bis 1 Uhr, freitags und samstags rund um die Uhr, bei angemeldeten Fahrten auch unter der Woche nachts. Die Zeiten entsprechen dem Wunsch des Landratsamtes und orientieren sich am Zughalt am Röthenbacher Bahnhof.
Etlichen Wirten ist das aber nicht genug. "Wünschenswert wäre es, wenn rund um die Uhr gefahren würde, zumindest aber länger", sagte Ludwig Gehring, stellvertretender Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes im Landkreis. Teilweise komme es zu Umsatzeinbußen, weil die Gäste nicht wüssten, wie sie nach Hause kommen sollen, gab er Klagen von Kollegen wider.
"Die Leute gehen nicht weg, wenn sie nicht wissen, wie sie nach Hause kommen sollen" (Gehring).
Weil es in der Vergangenheit immer mal wieder entsprechende Beschwerden gab, hat sich das Landratsamt als zuständige Aufsichtsbehörde mehrfach dem Thema angenommen. Zuletzt hatte es im Januar Gespräche mit Aaron Wild und Wirtevertretern gegeben. Die Behörde müsse beide Seiten sehen, erklärte der zuständige Sachgebietsleiter Jürgen Riekert. "Den verständlichen Wunsch der Gastronomen, aber auch den Zwang der Taxiunternehmer wirtschaftlich zu arbeiten." Bei den Gesprächen mit Gemeinden, der IHK und Wirtvertretern sei "in der Regel kein Bedarf für Fahrten rund um die Uhr angegeben worden" (Riekert). Und eine Beförderungspflicht 24 Stunden am Tag, auf die manche Wirte verweisen, bestehe nicht.
Obwohl es seit dem Gespräch im Januar "piccobello läuft", wie Jose Martinez, Sprecher des jüngst gegründeten Lindenberger Wirtevereins formulierte, gibt es noch Baustellen. So wünschen sich einige Wirte vor allem am Donnerstag längere Betriebszeiten. "Dann und am Wochenende ist etwas los in Lindenberg", sagte Karl-Heinz Schwarz (Ü 30). Dem will Aaron Wild zumindest teilweise entgegenkommen. Probeweise will er sein Taxi donnerstags bis zwei Uhr fahren lassen. Einen ähnlichen Versuch hatte vor Jahren bereits Richard Frommknecht unternommen. Nach zwei Wochen stellte er ihn aber ein: Gerade eine zusätzliche Fahrt habe er in der Zeit gehabt, schilderte er bei dem Treffen.
Probleme gibt es, wie Wild einräumte, wenn Bestellungen nach Büroschluss (18 Uhr) für den nächsten Morgen eingehen. Sie laufen beim Fahrer auf, der den Plan aber nicht im Kopf hat. Deshalb gibt er mittlerweile dringende Wünsche wie Fahrten zum Bahnhof oder den Flughafen an Aaron Wild, beziehungsweise seinen Fahrdienstleiter weiter. Die klären, ob zum gewünschten Zeitpunkt Kapazitäten frei sind und melden sich beim Interessenten zurück. Er bemühe sich, den Wünschen der Wirte entgegenzukommen, so Wild. Als Beispiel nannte er das wieder eröffnete Bahnhotel in Röthenbach. Dessen Betreiber faxe ihm die Termine mit Veranstaltungen zu, er könne sich dann auf einen erhöhten Bedarf einstellen. Nicht immer wird das aber funktioneren. An besonderen Tagen wie Silvester oder Weiberfasching werden nicht alle Wünsche bedient werden können.
Wild: "Da fährt alles, was ich habe. Mehr geht nicht". (pem)