Artikel: Anklang ohne Begeisterung

16. Januar 2003 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Durchwachsene Inszenierung der Operette 'Die Fledermaus' in Bad Wörishofen

Bad Wörishofen(heb). - Mit einer eher durchwachsenen Inszenierung gastierte das 'Wiener Operetten Theater', das im letzten Jahr hier noch mt 'Aida' begeistert hatte, diesmal mit der Strauß-Operette 'Fledermaus' im Kneippstädter Kurtheater. Dass nicht die ganz große Operettenstimmung aufkommen wollte, lag vielleicht jedoch auch am mäßigen Besuch. Auch dies eigentlich verwunderlich, ist doch gerade dieses oft als Glanzstück der Operetten bezeichnete Musiklustspiel fast ein Selbstläufer und die Wiener Bühne gerade in diesem Bereich Garant guter Aufführungen. Insgesamt zeigte sich das Publikum letztendlich auch zufrieden und applaudierte am Ende höflich. Positiv anzumerken wäre, dass Dorothea Agnoletti als Dirigentin ihr zahlenmäßig nicht allzu stark besetztes Live-Orchester ausgezeichnet im Griff hatte und somit die unvergesslichen Melodien des Strauß'schen Meisterwerkes ihre Ausstrahlung nicht verfehlten und so dem Abend eine erfreuliche Grundstimmung vermittelten. Dass Idee, Libretto und Musik in selten gelungener Einheit zusammenpassen, wurde durch den dauerhaften Erfolg der 'Fledermaus' ja schon oft genug bewiesen. Was dieser Inszenierung somit fehlte, war ganz einfach der Schwung und die Spritzigkeit, die das Publikum so oft schon mitgerissen hatte. Dabei glänzte Anita Gautschi in der Rolle der 'Rosalinde' durchaus mit ihrer herrlichen Stimme und versprühte auch jede Menge Charme und Schalk, gerade dort, wo sie ihren untreuen Mann hereinlegte. Alfred Fassbind als 'Gabriel von Eisenstein' fiel ihr gegenüber da schon deutlich ab, sowohl was das Stimmvolumen anging, als auch in der Darstellung der Rolle. Als vor allem gesanglicher Glanzpunkt stand ihm mit Vojtech Filip als 'Alfred' allerdings auch die beste Stimme des Abends gegenüber. Seine mächtigen Liedbeiträge aus der Kulisse und sein Duett mit 'Rosalinde', 'Glücklich ist, wer vergisst', gehörten zu den Höhepunkten des Abends. Ebenfalls in die Herzen des Publikums sang und spielte sich 'Adelinde' Reka Domian.

Zurecht gab es für die beiden am Ende auch den stärksten Applaus. Bei Peter Rasch in der Rolle des Gefängnisdirektors vermisste man ebenso wie bei Alexandra Bentz in der Rolle der traditionell weiblich besetzten Rolle des 'Grafen Orlowsky' einfach den Esprit, den diese Rollen eigentlich beinhalten. Csaba Fazetas gab den 'Notar Dr. Falke' mit auffallender Arroganz. Knackpunkt bei fast jeder Fledermaus-Inszenierung ist natürlich die Darbietung des 'Gerichtsdieners Frosch'. Wird sie entsprechend umgesetzt, ist sie das Glanzstück, gelingt dies nicht fehlt meist der ganzen Inszenierung das Herzstück. Günter Gerull konnte zwar zuvor in der Rolle des 'Advokaten Dr. Blind', die er zusätzlich mitspielte, durchaus Lacherfolge erzielen, doch mit dem 'Frosch' schien er an diesem Abend etwas überfordert. Der Grat zwischen wirklichem Spaß und Klamauk ist hier immer sehr schmal. Günter Gerull verbreitete in der Rolle des Dauerbetrunkenen zwar durchaus eine Menge gute Laune, überzeichnete jedoch zuweilen doch auch deutlich. Da die Geschichte der 'Fledermaus' jedoch so viele lustige Versprecher und Wortspiele beinhaltet, jede Menge amüsanter und pikanter Szenen und Begegnungen, wie zum Beispiel die heftig flirtenden Ehegatten 'Gabriel' und 'Rosalinde' und darüber hinaus unvergessliche Melodien wie das 'Champagnerlied' oder das einschmeichelnde 'Brüderlein und Schwesterlein' zu bieten hat, konnte man durchaus einen vergnüglichen Abend verbringen. Dazu kam, dass gerade in den Chorbeiträgen die Stimmgewalt mitriss und auch die Garderobe aufwändig umgesetzt wurde. Dagegen hätte man vom Bühnenbild auch bei einer Tournee-Inszenierung etwas mehr erwarten dürfen. Insgesamt also eine Aufführung, die zwar beim Publikum durchaus Anklang fand, aber nicht so recht begeistern wollte.