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Artikel: Anklage: tödlicher Messerstich aus Eifersucht

30. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Mordprozess 30-jähriger Angeklagter sagt, er habe in Notwehr gehandelt

Kempten | dam | Wegen Mordes an seinem Nebenbuhler muss sich seit gestern ein 30-jähriger Mann vor dem Landgericht Kempten verantworten. Die Anklage wirft dem gelernten Elektriker vor, den 39-jährigen Arbeitgeber seiner Freundin im April dieses Jahres aus Eifersucht mit einem Küchenmesser erstochen zu haben. Zum Prozessauftakt gestand der Angeklagte den Messerangriff in der Kemptener Wohnung seiner Lebensgefährtin. Der aus Kasachstan stammende Mann gab jedoch an, aus Notwehr gehandelt zu haben. Das spätere Opfer habe ihn vor dem tödlichen Messerstich gewürgt und provoziert.

Laut Anklage hatte die Lebensgefährtin des Angeklagten in der Änderungsschneiderei des späteren Opfers gearbeitet und zu diesem auch eine heimliche Beziehung gehabt. Die Staatsanwaltschaft geht daher von Eifersucht als Tatmotiv aus. Der Angeklagte soll seinen Nebenbuhler am Abend des Tattages unter einem Vorwand in die Wohnung seiner Freundin gelockt haben, um ihn zur Rede zu stellen. Der 30-Jährige war erst kurz zuvor mit seiner Lebensgefährtin von einer privaten Feier zurückgekommen. Beide waren alkoholisiert.

Als das spätere Opfer das Paar aufsuchte, kam es bald zu Streit zwischen den beiden Männern. In seiner Eifersucht soll der Angeklagte beschlossen haben, den 39-Jährigen zu verprügeln. Er schlug ihn mit einer Holzfigur und prügelte ihn mit den Fäusten.

Der 30-Jährige holte in seiner Wut ein Küchenmesser mit einer 16 Zentimeter langen Klinge aus der Küche, um den Älteren zu erstechen. Der Mann war bereits an der Wohnungstür, als der Angeklagte auf ihn zurannte und ihm das Messer in den Bauch rammte. Stark blutend schleppte sich das Opfer in die nahegelegene Wohnung seiner Eltern. Der 39-Jährige wurde in ein Krankenhaus eingeliefert, wo er wenig später starb.

"Nicht eifersüchtig"

Der Angeklagte gab zwar den tödlichen Messerstich zu, widersprach aber den Darstellungen über den Ablauf des Tatabends. Es sei vielmehr so gewesen, dass das Opfer ihn provoziert und es auf eine Auseinandersetzung angelegt habe. Worum es in dem Streit gegangen war, daran konnte sich der Angeklagte nicht mehr genau erinnern.

"Eifersüchtig war ich auf jeden Fall nicht", sagte er. "Alles war wie im Nebel", beschrieb der 30-Jährige seine Empfindungen während der Tat. "Es ging alles sehr schnell."

Der Prozess wird fortgesetzt.