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Anders, aber nicht ungesünder

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Anders, aber nicht ungesünder

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    Memmingen (spf). - In vielen 'ganz normalen Familien' von heute lebt mindestens ein Kind, das einer der Eheleute oder Lebenspartner aus einer früheren Beziehung mitgebracht hat. Das unterstrich Dr. Ulrich Giesekus bei einem Vortrag zum Thema 'Patchwork - Familien im Spannungsfeld der Gesellschaft' in den Räumen der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Memmingen. Der Psychologe und Dozent aus Freudenstadt im Schwarzwald war auf Einladung der Biblisch-Therapeutischen Seelsorge (BTS) - ein Arbeitskreis der Landeskirchlichen Gemeinschaft - und der Suchtkrankenhilfe 'Blaues Kreuz' nach Memmingen gekommen. Laut dem Referenten kommt seit gut zehn Jahren die Mehrheit der schulpflichtigen Kinder nicht mehr aus traditionellen Familien. Trennung, Scheidung und Fortsetzungsfamilien - so bezeichnet Giesekus die Patchwork-Familien nach eigenen Worten lieber - seien heute völlig normal. Sie seien zwar 'anders, aber nicht ungesünder'. Der Psychologe sprach auch über die soziologischen Veränderungen in unserer Gesellschaft - vom Übergang der Moderne zur Postmoderne, in der einem niemand mehr sagen könne, 'wie das Leben geht'. Einen Großteil seiner Redezeit widmete Giesekus der Trennungs- und Scheidungsthematik, gab Hinweise, Ratschläge und Beispiele aus seiner eigenen Erfahrung als Therapeut. Zitat'Fortsetzungsfamilien sind nicht die schlechteren Familien, auch sie sind von Gott gesegnet. } Psychologe und Dozent Dr.

    Ulrich Giesekus über so genannte Patchwork-Familien Aus dem Publikum kamen zahlreiche Fragen, für deren Beantwortung zum Bedauern einiger Zuhörer aber nur wenig Zeit blieb. So wollte etwa ein alleinerziehender Vater, der mit einer alleinerziehenden Mutter eine gemeinsame Zukunft plant, wissen, ob es ratsam sei, die Kinder in diese Planung miteinzubeziehen. Nach Giesekus' Worten gibt es keine Patentlösung. 'Aber fragen sie ein Kind nie bei Sachen um Erlaubnis, bei denen sie ein Verbot nicht akzeptieren würden', betonte der Referent. Zugleich berichtete er von einer Mutter, die ihr Kind mit Blick auf ihren neuen Partner gefragt hatte: 'Willst du den als neuen Papa?' Worauf das Kind 'nein' gesagt habe. 'Das war also keine gute Frage', gab Giesekus zu bedenken. Wie Reinhard Siegele erläuterte, gibt es die Suchtkrankenhilfe 'Blaues Kreuz' bereits seit 98 Jahren in Memmingen. In der Gründerzeit habe es allerdings noch keine Therapieformen gegeben. Die Gründungsmitglieder zeigten laut Siegele aber ihre Solidarität mit den Alkoholsüchtigen. Und spätestens seit die Weltgesundheitsorganisation 1964 den Alkoholismus als Krankheit anerkannt habe, erweiterte auch das 'Blaue Kreuz' sein Hilfe für suchtkranke Menschen und deren Angehörige. Die Organisation helfe Abhängigen mit Beratung, Gesprächsgruppen und Vorträgen ein suchtfreies Leben zu führen, so Siegele. Die Biblisch-Therapeutische Seelsorge (BTS) existiert seit 1992 in Memmingen. Das siebenköpfige Team bietet ehrenamtlich Lebenshilfe und Seelsorge für Menschen mit psychischen Belastungen und deren Angehörige an. Die BTS organisiert nach eigenen Angaben Vorträge und berät Menschen, die vor einer Therapie erst noch mit jemanden reden möchten.

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