Die Tische biegen sich im Haus International unter der Last all der Köstlichkeiten, die von den Teilnehmern am Fortgeschrittenenkurs 'Deutsch für Ausländer' zur Osterparty mitgebracht wurden. Jeder hat ein traditionelles Ostergericht aus seinem Herkunftsland zubereitet– und wer alles probieren will, braucht einen Mordsappetit.
Deutschlehrerin Brigitte Heilinger spart nicht mit Lob für Gebäck und Speisen, die zur Ostertradition in Spanien, Kasachstan oder Polen gehören. Wenn die Neubürger in Kempten erzählen, wie all die Leckereien zubereitet werden, stellen sie ihre beachtlichen Deutschkenntnisse unter Beweis.
Valentina Dick aus Kasachstan zum Beispiel hat Pascha mitgebracht, einen duftigen Kuchen aus Eiern, weißer Creme, Puderzucker und Streusel. Die 32-Jährige kennt auch den Brauch des 'Eierkämpfens', bei dem alle Teilnehmer ein Ei erhalten und es mit denen der anderen zusammenstößt. Gewonnen hat derjenige, dessen Ei bis zum Schluss ganz bleibt. Um Eier dreht sich auch alles in Estland an Ostern.
Siiri Tiis erzählt, dass mit ihnen eine Art Rallye veranstaltet wird: Die Eier werden einen kleinen Hügel runtergeschubst, dem Besitzer des schnellsten Eis winkt ganz viel Glück.
Groß aufgetischt wird an Ostern auch in Spanien. Zuvor aber geht es in jeder Stadt zur Prozession, bei der eine Statue des jeweiligen Ortsheiligen durch die Straßen getragen wird, berichtet Antonio Gallardo. Während es an Gründonnerstag und den Kartagen kein Fleisch gibt, wird am Ostersonntag in Spanien meist ein Lammgericht zubereitet, ein Lamm als Symbol des Lebens.
Ähnlich wie in Deutschland werden in Polen bunte Eier versteckt, die die Kinder suchen müssen. Wie Beata Panusch berichtet, besprüht der Mann an Ostern eine Frau mit Parfum und bekommt dafür von ihr ein Ei. Beliebt ist Bigos als Speise, dafür werden Kraut, Fleisch, Pilze und Wein miteinander gekocht.
Eine Woche später als in den anderen Ländern wird in Rumänien in diesem Jahr Ostern gefeiert, erzählt Craciun Dragos. Die Ostereier sind fast immer rot, um an das Blut von Jesu Christi zu erinnern, sagt der 29-Jährige. Versteckt oder in Sträucher gehängt werden sie aber nicht. In der Nacht vor Ostern gehen die orthodoxen Gläubigen mit brennenden Kerzen in die Kirchen. Das Festmahl besteht meist aus einem Lammgericht.
Täglich in die Kirche während der Fastenzeit
Festmahl und Ostereiersuchen? Dafür ist bei Katholiken in Sri Lanka kein Geld da, beschreibt Sunita Schindler (seit 20 Jahren in Deutschland lebend) die Bräuche von Katholiken in ihrem Heimatland. Dafür gehen die katholischen Christen in der Fastenzeit fast täglich in die Kirche. Für Sunita Schindler selbst, die mit einem deutschen Mann verheiratet war, ist Ostern ein ganz normales Wochenende, an dem sie hin und wieder auch arbeitet. Als Buddhistin ist für sie der Vollmondtag im Mai der hoher Feiertag – zum Gedenken an Buddhas Geburt, Erleuchtung und Tod. Dann, erzählt sie, werden in ihrer Heimat Sri Lanka die Häuser mit Lichtern und Laternen verziert – so wie an Weihnachten in Deutschland.