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An diesem Ort lebt die Gemeinschaft

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    Wiedergeltingen (liwe). Mit diesem Ort verband fast jeder der Gäste Erinnerungen: Altlandrat Dr. Hermann Haisch etwa hat hier in den 70er Jahren 'Zauberer Hardy' besucht, später holte er seine Kinder von der Diskothek 'Stechmücke' ab. Auch Pfarrer Bernhard Hesse erlebte hier als Jugendseelsorger seinen ersten und einzigen Discobesuch. Das Gebäude am Osterweg 18 hat das Wiedergeltinger Gemeindeleben in den vergangenen Jahrzehnten auf die vielfältigste Art und Weise geprägt. Am Sonntag nun wurde der neue Musiker- und Theaterstadel eingeweiht, der darin entstanden ist.

    Der von Grund auf sanierte Stadel ist nicht nur ein Gebäude für die Gemeinschaft, sondern auch ein 'echtes Gemeinschaftswerk', wie Bürgermeister Michael Schulz betonte. In seiner Ansprache rekapitulierte er die Leistungen der Vereine, Bürger, Sponsoren und Gemeinderäte in den vergangenen Jahren (siehe 'Stadel in Zahlen').

    Nach dem Ende der Discothek 'Stechmücke' konnte die Gemeinde das Anwesen 2003 von der Brauerei erwerben, im selben Jahr begannen die Renovierungsarbeiten. Von Anfang an tatkräftig mitgespielt hatte der Musikverein Wiedergeltingen. 'Wir hielten schon länger Ausschau nach einem neuen Probelokal', sagte Vorstand Josef Schöner in seiner Rede. Bis dahin sei der Kellerberg die Heimat der Musiker gewesen, aber das Heim wurde für den ständig wachsenden Verein einfach zu klein. Auch die Theatergruppe des Ortes um ihren Leiter Ludwig Filser war schon länger ohne Bleibe. 1992 hatten die Laienschauspieler ihr letztes Stück gegeben. Damals wurde die Schulturnhalle abgerissen, seither waren die Theaterfreunde heimatlos.

    In ihren Ansprachen dankten Schöner wie Filser den über 100 freiwilligen Helfern und den vielen Sponsoren, die mit ihrem Engagement den Musiker- und Theaterstadel zum Leben erweckt hätten. Dabei fiel immer wieder der Name Franz Hienles. Der Gemeinderat, der in der Baubranche tätig ist, hatte von Seiten der Gemeinde die Organisation der Arbeiten übernommen, opferte Wochenenden und Freizeit, teilte die Freiwilligen ein, kümmerte sich unter anderem um die Gestaltung der Außenanlagen.

    Auf keinen Fall wollte er allerdings die Lorbeeren für sich alleine beanspruchen: 'Andere haben noch mehr Stunden als ich gearbeitet', sagte er. Und die Gestaltung der Räume, die Umsetzung der Ideen, das sei immer Gemeinschaftsarbeit gewesen. 'Ich bin oft gekommen und dann war wieder irgendeine Arbeit erledigt, wie von selbst', sagte Hienle. Rund zehn Lkw-Ladungen Schutt hätten die Helfer aus der ehemaligen Disco transportiert. Das Innere wurde komplett saniert, allerdings so gut wie keine Mauer versetzt. 'Eigentlich war auch gleich klar, welcher Verein welchen Teil des Hauses bekommt', erinnerte sich Hienle. Bis kurz vor Mitternacht war am Samstag noch gearbeitet worden, um alles fertig zu machen. Dass die Sanierung überhaupt rechtzeitig fertig wurde, ist dem milden Winter zu verdanken.

    Platz für Festplatz

    Die Gemeinderäte freuten sich auch darüber, dass Wiedergeltingen jetzt einen Festplatz hat, wo schnell und problemlos Feiern organisiert werde können: 'Es ist alles da: Küche, Kühlraum, überdachte Bühne, Toiletten', so Hienle. Die Musiker und Theaterleute haben im Obergeschoss ihr eigenes Domizil mit Sanitär- und Küchenanlage, Bühne, Probe- und Lagerräumen sowie Platz für die Geselligkeit. Außerdem hat die Jugend bereits im Oktober 2005 ihren Raum in dem Stadel bekommen, den sie selbst gestaltet hat. Ein weiterer Teil gehört dem Bauhof und der Wertstoffsammelstelle. Darüber hinaus lagert dort der Reservisten- und Veteranenverein - sicher verwahrt - seine Kanonen und Böller. Dass sie damit auch schießen können, bewiesen die Reservisten bei der Einweihung mit einem Kanonen- und gleich mehreren Böllerschüssen, die die zahlreichen Gäste zusammenfahren ließen.

    Von so viel Gemeinschaft beeindruckt war auch Landrat Hans-Joachim Weirather - vor allem in Zeiten, in denen überall der Rückgang des ehrenamtlichen Engagements beklagt werde. 'Bei uns ist das ganz anders', stellte Weirather zufrieden fest. Pfarrer Bernhard Hesse, der gemeinsam mit dem evangelischen Vertreter Siegfried Hasler das Gebäude segnete, wies darauf hin, dass so ein Gemeinschaftswerk nur zustande komme, 'wenn die Menschen einen Sinn darin erkennen'. Niemand sollte sich um der Ehre willen engagieren, sondern aus Liebe zu anderen. Nach der Segnung hatten die Bürger Zeit, sich ihren neuen Stadel genauer zu betrachten.

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