Grundbuchamt wird abgezogen - "Tag der Justiz" gut genutzt Füssen (mar). "Besucht das Amtsgericht in Füssen, solange es noch steht" - dieses Motto hätte gestern über dem "Tag der Justiz" stehen können. Von Richter Jürgen Schopohl erfuhren die Besucher im Hohen Schloss nämlich, dass die Zweigstelle des Kaufbeurer Amtsgerichtes um ihren Fortbestand bangt. Bereits kommendes Jahr soll das Grundbuchamt in die Hauptstelle umziehen.
Das Ende der Grundbücher in ihrer bisherigen Form wird das Aus für das Grundbuchamt in Füssen mit sich bringen: Künftig werden die Verzeichnisse digital geführt. Die Grundverzeichnisse werden dann in einem Zentralrechner in München elektronisch abgespeichert. Mit dem werde zwar das Amtsgericht in Kaufbeuren verbunden, aus Kostengründen aber nicht dessen Zweigstelle in Füssen, so Richter Schopohl. Bis spätestens März 2001 werde das Grundbuchamt aus Füssen abgezogen. "Wir haben uns dagegen gewehrt, aber ohne Erfolg", sagte der Richter. Die Entscheidung sei für ihn auch deshalb unverständlich, weil erst vor acht Jahren mehrere hunderttausend Mark in die Renovierung der Räume investiert worden seien. Schopohls Befürchtungen gehen aber noch weiter: Nach dem Abzug des Grundbuchamtes bleiben von den bislang 25 Mitarbeitern in Füssen nur noch etwa 15 übrig: "Ob so ein Rumpfgericht lange zu tragen ist, ist doch fraglich". Zumal die Zweigstellen der Amtsgerichte ohnehin ursprünglich nicht als dauerhafte Einrichtungen vorgesehen gewesen seien. Beispiele anderer Allgäuer Städte hätten jedoch gezeigt, dass man sich durchaus erfolgreich gegen die Schließung einer Zweigstelle wehren könnte. Das Aus für das Gericht in Füssen wäre auch ein großer Verlust für die Stadt. So müssten beispielsweise Zeugen eine lange Fahrt zur Verhandlung auf sich nehmen. Ganz abgesehen von Bürgern, die aus ländlichen Gemeinden ohne Auto Kaufbeuren erreichen müssten. Aber auch für den Richter persönlich wäre es ein Verlust, nicht mehr im Hohen Schloss, einem der schönsten Gerichte Deutschlands, arbeiten zu dürfen. "Hier Recht zu sprechen macht richtig Spaß", meinte Schophol angesichts der historischen Räume und der schönen Aussicht. Die genossen gestern zum "Tag der Justiz" auch einge ganze Reihe interessierter Bürger. Sie nutzen die Gelegenheit, sich bei den Vorträgen von Richter Schopohl sowie den Rechtspflegern Josef Mannich, Inge Schmitt und Dieter Grimmer beispielsweise über das Betreuungs- und Erbrecht sowie das Grundbuch zu informieren. Mit der in Bayern erstmals angebotenen "Woche der Justiz" soll den Bürgern die Scheu vor den Gerichten genommen werden, in dem sie die Behörde und ihre Mitarbeiter kennenlernen. Auch unter den Besuchern des Hohen Schlosses waren viele, die das Füssener Gericht noch nie zuvor betreten hatten.