Frauen einer sektenähnlichen Gruppierung setzen sich im Außerfern durch Füssen/Pinswang (hs). Sechs Frauen, die mit ihren Kindern in das ehemalige österreichische Zollamtsgebäude Weißhaus im Außerfern gezogen sind, dürfen ihre Kinder zu Hause unterrichten. Wie berichtet, werden die Frauen der sektenähnlichen 'Wankmiller-Gruppe' aus Füssen zugeordnet. Zunächst waren ihre Anträge auf häuslichen Unterricht abgelehnt worden. Doch eine Berufung vor dem Landesschulamt in Innsbruck hatte Erfolg. In Füssen kursieren Gerüchte, wonach die Gruppe im alten Zollamt ein Schulungszentrum für die Kinder der 'Großfamilie' aufbauen wolle.
Die 'Wankmiller-Gruppe' sorgt seit den 80er Jahren für Schlagzeilen. 'So etwas Ähnliches wie eine Sekte' nannte sie einst der frühere CSU-Landtagsabgeordnete Richard Wengenmeier. Um Wolfgang Wankmiller kreisen viele Gerüchte: So soll er sich für eine Wiedergeburt Jesu halten und Sexorgien veranstalten. Öffentlich äußerte sich Wankmiller dazu nie. Versuche des Ostallgäuer Jugendamtes, die Kinder der Gruppe nach ihren Lebensumständen zu befragen, scheiterten vor wenigen Jahren. Einem Einspruch der Eltern gab das Vormundschaftsgericht statt.
Vor Beginn des Schuljahres 1999/2000 wurden rund 20 Kinder der Gruppe aus der Grund- und Hauptschule Füssen genommen. Sie zogen mit ihren Müttern ins alte Zollamt Weißhaus und in eine Mietwohnung in Vils. Führende Mitglieder der 'Wankmiller-Gruppe' hatten das leerstehende Zollhaus gekauft.
Argumenten gefolgt
Die Mütter beantragten, ihre Kinder zu Hause unterrichten zu dürfen wie dies in Österreich grundsätzlich möglich ist. Für zwei Kinder wurde die Genehmigung erteilt. Für die anderen lehnte der Schulinspektor des Bezirks Reutte, Magister Peter Friedle, die Anträge ab. Dagegen legten die Mütter Berufung ein mit Erfolg: Das Landesschulamt folgte ihren Argumenten. Häuslicher Unterricht sei ein 'sehr altes, verbrieftes Recht' der Bürger, so der zuständige Behördenvertreter Dr. Reinhold Raffler. Für den Rest des Schuljahres habe man den Müttern den Hausunterricht erlaubt. Von den Gerüchten, dass die sektenähnliche Gruppe ein Schulungszentrum aufbauen wolle, 'habe ich gehört', so Raffler. Doch könne niemand dieses Gerücht belegen. Zudem sei bei Anträgen auf häuslichen Unterricht ausschlaggebend, dass der Lernerfolg der Kinder mit dem an öffentlichen Schulen zu vergleichen sei. Daher müssten die Mädchen und Buben zum Schuljahresende eine Prüfung ablegen. Bestehen sie diese, könnten die Mütter fürs nächste Schuljahr neue Anträge stellen. Zudem hätte jede Mutter glaubhaft gemacht, dass sie nur ihre eigenen Kinder unterrichten werde. Daher könne man von keiner Privatschule ausgehen.
Füssens Bürgermeister Dr. Paul Wengert ist besorgt: 'Für mich ist es unwesentlich, wie die Erwachsenen dieser Gruppe leben. Aber ich sehe Riesengefahren in der möglichen Indoktrinierung der Kinder, die dadurch in ihrer Entwicklung behindert würden.'