Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie schlagen in Sachen häuslicher Krankenpflege Alarm">

Artikel: "Ambulante Dienste bluten finanziell aus"

20. September 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie schlagen in Sachen häuslicher Krankenpflege Alarm

Von Jürgen Gerstenmaier |AllgäuGut 3000 kranke Menschen sind es, die im Allgäu von den ambulanten Pflegediensten von Caritas und Diakonie daheim gepflegt werden. Ein Angebot, das zunehmend nicht mehr kostendeckend betrieben werden kann, wie Verantwortliche aus der gesamten Region gestern in Kempten Alarm schlugen. "Man kann doch nicht immer stärker ,Ambulant vor Stationär fordern und zugleich die ambulanten Dienste finanziell ausbluten lassen", brachte etwa Wolfgang Grieshammer, der Geschäftsführer der Diakonie Kempten-Allgäu, den Protest auf den Punkt.

In ganz Bayern kam es gestern zu Protestaktionen der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege von katholischer und evangelischer Kirche. Die Not müsse schon sehr groß sein, so Grieshammer, wenn sich die ansonsten so ruhigen kirchlichen Verbände öffentlich aufbäumten. Konkreter Anlass: Vor Kurzem platzten die Verhandlungen über eine Erhöhung der seit 2004 nicht mehr angepassten Gebühren für häusliche Krankenpflege. Auf "moderate 2,5 Prozent" habe die Forderung der Wohlfahrtsverbände gelautet, gerade einmal 1,11 Prozent das Angebot der Krankenkassen. Angesichts der "explosionsartig gestiegenen Ausgaben für Personal, Sachleistungen und Energie ein Schlag ins Gesicht", wie es Uwe Hardt formuliert, der Geschäftsführer der Caritas Kempten-Oberallgäu.

Kopfschütteln auch bei Richard Moser von der Leitung des häuslichen Pflegedienstes der Diakonie Memmingen: "Allein die Benzinkosten gingen doch in den vergangenen Jahren um 20 Prozent nach oben." Seine Kollegin Monika Nawrath von der Sozialstation der Diakonie Kempten-Allgäu machte die menschliche Komponente hinter den nackten Zahlen deutlich: "Jeder Cent, der uns fehlt, wirkt sich am Ende als Zeit aus, die uns zur Betreuung der Kranken fehlt."

Auf überschlägig 40 Euro, rechnet Wolfgang Grieshammer vor, müsste man pro Stunde kommen, um "halbwegs kostendeckend" arbeiten zu können. Davon sei man in den meisten Fällen meilenweit entfernt. Die christlichen Verbände lehnten aber aus ihrer "moralischen Verpflichtung" heraus auch die Fälle nicht ab, die unterm Strich Geld kosteten.

Uwe Hardt nannte etwa das Beispiel der Betreuung eines Mannes aus Balderschwang, der der Caritas in sechs Monaten ein Defizit von 13000 Euro eingebracht habe.