Lindau/Westallgäu | ee | Für das Gebiet zwischen Maierhöfen und Nonnenhorn soll ein neues, seniorenpolitisches Gesamtkonzept erstellt werden - mit Fachleuten aus dem Kreis. Die Pflegebedarfsplanung des Landkreises wird zwar jährlich aktualisiert, ist in ihren Grundzügen aber über zehn Jahre alt.
Das Bamberger Modusinstitut hat 1997 die Bevölkerungsstruktur im Landkreis unter die Lupe genommen und daraus einen Pflegebedarfsplan entwickelt. Der geht auf stationäre und teilstationäre Bedürfnisse der Menschen genauso ein wie auf ambulante Pflege. Binnen weniger Jahre hatte sich aber gezeigt, dass sich die Altersstrukturen im Kreis schneller ändern als Wissenschaftler das vorausgeahnt haben.
Resultat ist heute ein Papier, das einen Bedarf von 681 Altenheimplätzen festhält, während es kreisweit fast 1200 Betten in Senioren- und Pflegeheimen gibt.
In Kurzzeit- und Tagespflege hat sich das Angebot zwischen Westallgäu und Bodensee mehrfach geändert: Heute gibt es statt der 32 geplanten Kurzzeitpflegebetten nur noch jene 24 im Lindauer Krankenhaus, dafür hat das Angebot an Tagespflege (zum Beispiel für Demenzkranke, die ansonsten von ihren Angehörigen zu Hause versorgt werden) den errechneten Bedarf inzwischen überstiegen.
Das Modusinstitut hat seine Vorhersagen ans Jahr 2010 ausgerichtet. Viele Kreisräte machen sich seit einiger Zeit Gedanken, wie die Zukunft im Kreis Lindau in puncto Senioren aussehen sollte. Eine Gesetzesänderung vor knapp zwei Jahren sah vor, dass jede Region ein integratives seniorenpolitisches Gesamtkonzept erstellen muss, wobei dort der Grundsatz "ambulant vor stationär" gelte. Daran hat der Sozialhilfeverwaltungschef des Landkreises, Peter Trommer, jetzt in der jüngsten Sitzung des Sozialbeirates erinnert.

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In den Augen der Verwaltung gibt es drei Möglichkeiten: Der Kreis lässt sich wieder ein Gutachten von Experten von außerhalb erstellen, er nutzt seine eigenen Erfahrungen der vergangenen Jahre und stellt solch ein Konzept selbst zusammen oder er greift auf eine Kombination aus beidem zurück.
Letzter Weg scheint den Sozialbeiratsmitgliedern der vernünftigste zu sein. "Denn ein Institut von außerhalb kann den wirklichen Bedarf im Landkreis nicht so gut erfragen wie die Menschen, die hier leben", stellte Margarete Mader fest.
Auch die Seniorenbeiratsvorsitzende und frühere stellvertretende Landrätin Anneliese Spangehl plädiert für diese Marschrichtung: "Wir bleiben im kleineren Kreis, beziehen die Betroffenen von unseren Einrichtungen mit ein und holen uns dann zum Schluss Fachleute hinzu". "Die Akzeptanz ist sicher größer, wenn die Kompetenz aus dem Landkreis mit einfließt", zeigte sich Landrat Elmar Stegmann überzeugt - der Beschluss, diesen Weg zu gehen, fiel im Sozialbeirat letztlich einstimmig.