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Am Viehmarkt ist vieles anders

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Am Viehmarkt ist vieles anders

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    Buching (ves). - Ob es ihm passt oder nicht: Wenn wie gestern in Buching Viehmarkt ist, dann ist Thomas Singer einer, der im Mittelpunkt steht. Immer wieder wird der Hirt mit Vollbart und Lederhose von Touristen fotografiert. Lieber beantwortet er die Fragen der Einheimischen. Die wollen wissen, wie es ihrem Vieh geht, auf der Alp am Wankerfleck. Denn die meisten Tiere sind noch oben. 'Es ist ja kein Viehscheid, sondern ein Viehmarkt', erklärt Thomas Singer und grinst. Das ist eben das Besondere in Buching. Mit dem Ende des Alpsommers für die Rinder und dem Alpabtrieb wie vielerorts im Allgäu hat der Markt nur wenig zu tun. 'Hier werden nur die Tiere heruntergeholt, die verkauft werden sollen. Die anderen bleiben bestimmt noch drei Wochen oben. Bis es schneit', erklärt Singer. Auf der Alp am Wankerfleck ist er für 143 Stück Jungvieh zuständig, auf der Alpe Ebene am Buchenberg weiden 78 Rinder. Rund 40 junge Kühe werden mit aufwändigen Blumenkränzen geschmückt, hinab zum Festplatz am Maibaum geführt. An der Straße warten am gestrigen Vormittag tausende Besucher mit ihren Kameras auf das in Bayern einzigartige Treiben. Auf der Wiese vor dem Festzelt warten eine Hand voll Händler mit ihren Anhängern. Sie werden die Rinder begutachten, mit den Bauern verhandeln und per Handschlag ein Geschäft abschließen. So ist es Brauch und so wird es noch gemacht. Das ist selten geworden und erregt deshalb Aufsehen. Ein Journalist nimmt einen Beitrag fürs Radio auf, der soll am Samstagvormittag in der Sendung 'Orange' auf Bayern 2 laufen. Ein Fernsehteam des ZDF filmt gleichzeitig für eine Folge über Süddeutschland im Reisemagazin 'Reiselust'.

    Im Mai kommenden Jahres sollen die Buchinger zu sehen sein. Etwa 4000 Zuschauer sind eigens gekommen um die Rinder zu sehen, schätzt Bürgermeister Bernd Singer. Er ist sehr zufrieden mit dem Alpsommer. Und mit dem dreitägigen Fest rund um den Viehmarkt. Auch Thomas Singer ist glücklich. 'Es war ein super Sommer, nichts ist passiert', sagt er. Gewitter habe es wenige gegeben, die seien mehr im Oberallgäu hängengeblieben. Und so gibt es in Buching heuer viele stolze Landwirte. Eine große Ehre ist es für den neunjährigen Simon, dass er ein Tier führen darf, unter lauter Erwachsenen. Sein Vater hatte dafür extra die brave Olga ausgesucht. Andere Kinder haben ganz andere Aufgaben: Am Viehmarkt gibt es viel zu lernen, deshalb sind auch die einheimischen Schulklassen da. Mit einem Fragebogen in der Hand durchstöbern die Buben und Mädchen das Treiben und versuchen den Geheimnissen der Bauern und Händler auf die Spur zu kommen. Wieviel so ein Rind hier kostet, will Josef vom Hirt wissen. 'So 1200 Euro', meint der. Und schiebt ungefragt gleich nach: 'Und geschmückt sind sie mit Weißdas.' Er kennt den Fragebogen der Drittklässler halt schon. Und da wird immer nach dem Weißdas, den Zweigen der Weißtanne, gefragt. Eine ganz wichtige Frage allerdings steht nicht darauf: Was es eigentlich mit den 'Moarkalbl' auf sich hat. Klar, so werden die Rinder genannt, die alljährlich in Buching verkauft werden. Doch mit der exakten Definition haben sogar Bürgermeister Bernd Singer, Dr. Franz Götz vom Veterinäramt und Werner Günter, Leiter des Landwirtschaftsamtes in Kaufbeuren ihre Probleme. Toni Grieser, zweiter Alpmeister, weiß es natürlich: 'Das sind die vom Hirt bestimmten, schönsten Tiere auf der Alp. Und trächtig sind sie auch.'

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