Bad Hindelang-Oberjoch: Am Oberjoch hagelt es Kritik an Tourismus-Plänen

25. Juli 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Hotel-Projekt - In einer Versammlung wird das Konzept auseinander gepflückt - Martin: Chance in schweren Zeiten

Gab es im Mai bei der Vorstellung des am Oberjoch geplanten Projekts eines Vier-Sterne-Hotesl im Marktgemeinderat Bad Hindelang noch Beifall für diesen «Glücksfall der touristischen Weiterentwicklung» (Bürgermeister Adalbert Martin), so sah dies nun bei einer Art Ortsteilversammlung ganz anders aus. In der Zusammenkunft im Ortsteil artikulierte sich massive Kritik.

Bürgermeister Adalbert Martin, Kurdirektor Max Hillmeier und Gerhard Breher als Investor sowie der zukünftige Hotelier Thomas Lerch (Biberach) stellten im vollbesetzten Löwen-Gasthaus das Projekt vor. Mit dabei der Spezialist für Orts- und Stadtentwicklung, Hubert Sieber (Lindau), und der Oberallgäuer Architekt Gerhard Füß. Der aus Bad Grönenbach stammende Investor, Inhaber einer dortigen Bau- und Immobilienmanagement-GmbH, ist für sein 15-Millionen-Euro-Projekt auf Oberjoch gekommen, weil hier «eine vernünftige Perspektive für Sommer- und Wintertourismus in Kombination mit Tagungen und einem exzellenten Wellnessangebot» bestehe.

Wie bereits berichtet, soll auf einem 12000 Quadratmeter großen Grundstück an der Pass-Straße, das sich die Marktgemeinde bereits gesichert hat, eine Herberge mit 240 Betten samt einem 2500 Quadratmeter großen Wellnessbereich entstehen. Gerhard Breher, der bereits das frühere Kurhaus in Ottobeuren zu einem Vier-Sterne-Hotel umbauen ließ, versprühte Optimismus, dass «man mit diesem Projekt die Region touristisch hochleben lassen kann». Die geplanten zwei- und dreigeschossigen Gebäude würden sich sanft in die Umgebung einbetten, sagte er.

Mit Fragen bombardiert

Bürgermeister Martin und Kurdirektor Hillmeier erkennen in dem Vorhaben «eine Chance in konjunkturschwacher Zeit». Das Hotel könne bis zu 60000 zusätzliche Übernachtungen pro Jahr nach Oberjoch bringen, sagten sie. Die zusätzliche Wertschöpfung für die Tourismus-Gemeinde bezifferten sie auf 1,9 Millionen Euro.

Doch im Gegensatz zu diesen optimistischen Erklärungen wurde der Widerstand anwesender «Oberjöchler» immer schärfer. Mit einem regelrechten Fragenkatalog wurden die Befürworter bombardiert. Eingekleidet in diese Fragen waren Behauptungen, dass die Hotelgröße übertrieben sei und dass man eine solche Ansiedlung nicht brauche. Der Anwesende Stefan Brutscher erhielt viel Beifall für seine Ansicht: «Die Gäste kommen zu uns, weil es ist, wie es jetzt ist».

Der Ortskern dürfe nicht kaputtgemacht werden. Die Frage lautete, ob nicht weniger Betten auch reichten. Antwort des Geldgebers: «Damit wäre das Projekt zum Scheitern verurteilt».

Immerhin muss die Pass-Straße verlegt und die Wasserversorgung neu geordnet werden. Da lag es nahe, nach den Kosten zu fragen. Lärmentwicklung, Ortsbild, Parkflächen und der offene Quadratmeterpreis waren weitere Punkte der hoch emotional geführten Diskussion. Bürgermeister und Kurdirektor bemühten sich nach Kräften, die Wogen zu glätten. Nach dreistündigem Hin und Her tastete der Rathaus-Chef das Positive ab. Die baurechtlichen Dinge seien lösbar.