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Am Hasenstall ist aller Ärger vergessen

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Am Hasenstall ist aller Ärger vergessen

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    Hobby ist für Kaninchen-Züchter Seelenbalsam Marktoberdorf/Obergünzburg (hku). Der Ronsberger Emil Wetzer hat ein wirkungsvolles Mittel gefunden, um nach einem anstrengenden Arbeitstag den Stress abzubauen. 'Ich gehe zu meinen Kaninchen, das beruhigt.' Am Hasenstall, ergänzt Züchter-Kollege Arnold Frei aus Marktoberdorf, 'vergesse ich allen Ärger'. Mit Kaninchen könne man wie mit Menschen reden, sagt Hans Unglert, Vorsitzender des Obergünzburger Kleintier-Zuchtvereins. 'Sie verstehen es, können nur keine Antwort geben.' Für Kaninchenzüchter ist ihr Hobby Seelenbalsam.

    Wetzer hat 50 Kaninchen. Der 49-jährige Ostallgäuer ist hochdekorierter Züchter. Bei der Bundes-Kaninchenschau in Essen errang er heuer mit einem Häschen der Rasse 'Lohzwerge' den ersten Platz (wir berichteten). Tiere, die eine solche Karriere machen, müssen klar definierte Voraussetzungen erfüllen. 'Die Ohren sollten bei den Lohzwergen nicht länger als 6,5 Zentimeter sein, ideal sind 4 bis 5 Zentimeter', sagt Wetzer. Wenn Tiere längere Ohren haben, gehen sie bei Wetzer nicht in die Zucht. 'Denn sie würden mir bei der Bewertung durchfallen.' Jedes Tier, das zu einer Ausstellung kommt, hat eine Tätowierung im Ohr, auf der unter anderem das Geburtsdatum zu lesen ist.

    Ganz genau geht es auch beim Gewicht der Lohzwerge. 'Ideal sind 1,1 bis 1,35 Kilo', berichtet Wetzer. Den Speiseplan für die Tiere hat er klar festgelegt. Es gibt gepresstes Trockenfutter, Karotten, Heu und Wasser. Einen Preis bei einer Ausstellung zu gewinnen, sei 'wie ein Adrenalin-Stoß', schwärmt Wetzer. Beim Preisrichter dürfen die Kaninchen nicht mit dreckigen Pfoten erscheinen und die Krallen werden vorher geschnitten, 'wie bei den Menschen die Fingernägel', sagt Züchter Arnold Frei. Für besonders prachtvolle Tiere zahlen Liebhaber bis zu 500 Mark.

    Frei ist seit 45 Jahren Züchter. Auch er war bei Ausstellungen mit seinen Tieren erfolgreich. Seinem Hobby will er frönen, 'solange ich es machen kann. Aufhören werde ich nie'. Bei Frei hängen an manchen Hasenboxen Zettel, auf denen 'Stupsi' oder 'Mausi' steht. Diese Namen haben sich seine Enkel ausgedacht. 'Vielleicht werden sie ja auch mal Züchter', sagt Frei.

    Wenig Nachwuchs

    Der Marktoberdorfer Kleintier-Zuchtverein könnte Nachwuchs gebrauchen. Von den knapp 50 Mitgliedern seien 'vielleicht fünf unter 50 Jahren. Wir sind ein aussterbender Verein', klagt Vorsitzender Georg Mayr. Auch die Obergünzburger würden sich über mehr junge Züchter freuen. Der Aufwand ist allerdings enorm: Wetzer ist allein mit Füttern jeden Tag eineinhalb Stunden beschäftigt.

    Kaninchen können zwar ein zweistelliges Lebensalter erreichen, doch viele werden im Alter von weniger als einem Jahr geschlachtet. Tiere, die Frei selbst isst, kommen dann erst mal in die Gefriertruhe, bis die Erinnerung an 'Stupsi' oder 'Mausi' verblasst ist. Später stehen sie bei dem Marktoberdorfer als Hasenschnitzel oder Hasenschenkel auf dem Tisch. i In Obergünzburg (Ausstellungshalle in der Kaufbeurener Straße) findet am Ostermontag von 7 bis 13 Uhr der größte Kleintiermarkt Süddeutschlands statt.

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