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Am Ende regnets Luftballons

Kempten

Am Ende regnets Luftballons

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    Am Ende regnets Luftballons
    Am Ende regnets Luftballons Foto: martina diemand

    Unmittelbar nach dem Einzug in die Big Box Allgäu bietet André Rieu all seinen professionellen Charme auf, erzählt von seiner großen Tournee, von Vancouver und Sydney. Doch, so sagt er verschmitzt: "Das allerbeste Publikum der Welt ist in Kempten". Da der 59-jährige Stargeiger schon früher in der Stadt war, muss er es ja wissen. Rieu, sein Johann-Strauß-Orchester, ein kleiner Chor und mehrere Solisten verschaffen 3600 Fans wieder ein Glücksgefühl.

    Die Optik muss stimmen: Die Musiker, festlich in Ballkleider und Abendgarderobe gehüllt, sitzen hinter üppigem Schmuck aus Plastikblumen, fünf Chordamen schwenken wallende Röcke. Eine zauberhafte Glitzerwelt. Auf großen Leinwänden kann man, von Live-Kameras eingefangen, vorzüglich die verträumte Mimik des Maestros aus Holland an der Violine betrachten.

    Puristen der ernsten Musik rümpfen beim Namen Rieu die Nase. Seinen Anhängern ist das egal. In Kempten singen sie, schunkeln und freuen sich des Lebens. Das musikalische Spektrum reicht von eingängigen klassischen Melodien über Märsche bis zu leicht bekömmlicher Salonmusik.

    "My Fair Lady" ist dabei, das "Wolgalied" und mittendrin der "Anton aus Tirol". Das ergreifende "Bésame Mucho" bringt Gefühle in Wallung, auch "My Heart will go on" rührt an und drückt heftig auf die Tränendrüsen. Den nötigen Bombast verleiht das Schlagwerkarsenal des Orchesters.

    Immer dann, wenn die Show zu sentimental zu werden droht, attackieren zu den flotten Stücken lustige Einlagen die Lachmuskeln. Da balanciert der Posaunist mit seinem Instrument, man prostet sich in Sektlaune zu. Ein lebensgroßer Stier aus Stoff knutscht einige Zuschauer und jagt gar eine rot gekleidete Dame (sie war offensichtlich eingeweiht) durch den Saal. Das ist sehr unterhaltsam und gut inszeniert.

    Immerhin nimmt Rieu der klassischen Musik ihr steifes Image und bereichert sie durch Humor.

    Walzer von Léhar und Strauß

    Aber was wäre der "Walzerkönig" ohne Lehár und Strauß? Schon tanzen die ersten Paare im Dreiviertel-Takt. Zum Finale Furioso ergießt sich gar eine riesige Ladung Luftballons auf die Zuschauermenge - das Zerplatzen kommt, zumindest akustisch, einem Abschluss-Feuerwerk gleich.

    Momente, die man nicht vergisst. Bleibt die Frage, ob André Rieu beim nächsten Auftritt in Sydney verrät, wo denn das weltbeste Publikum wohnt

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