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Altes Haus, lange Geschichte

Weicht

Altes Haus, lange Geschichte

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    Altes Haus, lange Geschichte
    Altes Haus, lange Geschichte Foto: boxler

    Die Decken sind niedrig und von unzähligen Spinnweben überzogen. Von den weiß gestrichenen Wänden bröckelt an vielen Stellen der Putz. Nur schwaches Licht fällt durch die hölzernen Fensterläden. Es riecht nach Staub, Feuchtigkeit und Holz. Die Schritte, mit denen Wilhelm Riedle das über 300 Jahre alte Haus an der Weichter Hauptstraße durchquert, sind vertraut. Bis 1991 wohnte der 58-Jährige in dem Hof mit den grünen Türen. Ohne Wasser. Ohne Kanalanschluss. Wehmut ist in seinem Blick jedoch kaum zu erkennen; vielmehr spiegelt sich Erleichterung darin. In den kommenden Monaten wird das Haus abgebrochen.

    "Endlose Geschichte"

    Für Riedle ist es der Schlusspunkt einer "endlosen Geschichte". Bereits 1991, als er das Haus von seinem Onkel Alois übernahm, aber gleichzeitig in das angrenzende Wohnhaus zog, signalisierte er erstmals, das Gebäude dem Schwäbischen Bauernhofmuseum in Illerbeuren zur Verfügung stellen zu wollen. Für "null Euro", wie der 58-Jährige betont. Wohnen konnte in den alten Mauern niemand mehr, bis 1997 standen lediglich noch Riedles Kühe in dem niedrigen Stall. Renovieren? Eine Lebensaufgabe - und unbezahlbar.

    Das Problem: Auch beim Museum fehlte offenbar das Geld. Das Projekt, das vorsah, das Haus in Weicht ab- und in Illerbeuren wieder aufzubauen, wurde mehrmals geschoben. Das denkmalgeschützte Gebäude verfiel zunehmend. "Es wurde nicht geholt, abreißen durfte ich es aber auch nicht", erläutert Riedle sein Dilemma. Nach 20 Jahren wird sein Angebot nun jedoch eingelöst.

    Redet man mit Dr. Otto Kettemann über das "Riedle-Haus", gerät der ins Schwärmen - wenn auch mit den nüchternen Worten eines Volkskundlers. Von einer "langen Geschichte" spricht der Museumsleiter, von viel "ursprünglicher Bausubstanz" - trotz der vielen Umbauten. "Der Erhaltungszustand ist besonders gut, auch wenn das Gebäude augenscheinlich einer Bruchbude gleicht", erklärt er. Das "Riedle-Haus" sei ein typisches Haus der Region der damaligen Zeit: "Und die verschwinden mittlerweile zunehmend."

    Zweites Haus aus der Region

    Im Bauernhofmuseum in Illerbeuren, wo derzeit rund 30 historisch-wertvolle Gebäude stehen, ist das Weichter Haus mit dem "Simnacherhof" aus Honsolgen bereits das zweite Bauwerk aus der Buchloer Region. Dort soll das "Riedle-Haus" Teil einer neuen Baugruppe "Alpenvorland" werden.

    Die "betagte" Gesellschaft: unter anderem eine Sennerei und eine Kapelle. Bislang ist das Gelände jedoch noch nicht erschlossen.

    Bis das "Riedle-Haus" in Illerbeuren besichtigt werden kann, wird es aber ohnehin noch eine Weile dauern. An vereinzelten Stellen hat man in Weicht bereits mit dem Abbruch begonnen. Wann die Hauptarbeiten beginnen, darauf will sich Kettemann jedoch noch nicht genau festlegen. Im Museum ist man mit zeitlichen Prognosen offenbar vorsichtig geworden. "Derzeit läuft die Ausschreibung für die Handwerker", berichtet der Museumsleiter jedoch: "Das Haus soll definitiv in diesem Jahr überführt werden."

    Zwischen einer halben und einer Millionen Euro koste das Unterfangen, rechnet Kettemann. Viele Teile müssten ausgebessert oder erneuert werden. "Zudem können Sie ein Haus ja nicht einfach nehmen und wo anders hinstellen." Der Abtrag erfolge vom Dach zum Fundament, der aufwendige Aufbau exakt anders herum. "Viele Teile müssen daher zwischengelagert werden", erklärt Kettemann. Und auch das koste Zeit. Wie lange es nach dem Abbruch dauert, bis das Haus steht, wird Wilhelm Riedle freilich egal sein. Eine Einladung zur Eröffnung hat er aber bereits erhalten.

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