manchmal recht wertvoll Fernsehen dreht 'Kunst&Krempel' in Kempten Kempten (mab). Der eigentlich unscheinbar und altbacken wirkende Steinkrug hat schon einige Jahre auf dem Buckel. 'Die Motive auf dem Krug weisen auf die Gründerzeit, also die Zeit nach 1871 hin', meint Kunstexperte Dr. Werner Endres, der in der bekannten Sendung 'Kunst & Krempel' ein Sammlerstück der Kemptnerin Waltraud Reissbrodt begutachtet. Derzeit finden die Dreharbeiten für die Serie des Bayerischen Rundfunks im Kemptener Kornhaus statt.
Endres vermutet, dass es sich bei dem guten alten Stück um einen Krug einer badischen Keramik-Manufaktur handelt. 'Ich habe ihn vor rund 40 Jahren geschenkt bekommen', meint Reissbrodt vor laufender Kamera. Die Gravierung am Deckelrand weist darauf hin, dass das Gefäß schon seit langem im Allgäu heimisch ist: 'Ihrem Dirigenten gewidmet, 1886, von der Kapelle Kempten', ist dort zu lesen. Noch vor einigen Jahren sei ein solches Stück nicht viel Wert gewesen, so der Kunstexperte weiter. Mittlerweile würden Sammler dafür zwischen 500 und 1000 Mark auf den Tisch legen. Waltraud Reissbrodt ist zwar bei den Dreharbeiten ein wenig aufgeregt, freut sich aber sehr, dass sie mit ihrem Krug für die Aufnahmen ausgewählt wurde.
Denn weit über tausend Teilnehmer haben sich mit insgesamt 6000 Objekten für die bis Sonntag im Kornhaus stattfindende Veranstaltung gemeldet, so Redakteur Karl Strobel, beim Bayerischen Rundfunk zuständig für 'Kunst & Krempel'. Seit 1987 erfeut sich die Sendereihe zunehmender Beliebtheit: 'Wir haben mittlerweile bis zu einer Million Zuschauer pro Ausstrahlung.' Die Tausende von Sammlerstücken werden in Kempten von insgesamt 16 Fachleuten, meist Kunsthistoriker, beurteilt. 'Nur die anschaulichsten und schönsten Stücke können wir im Fernsehen darstellen', so Strobel weiter. Doch auch viele anderen Sammler, zu 80 Prozent stammen sie aus der Region, kommen abseits der Aufnahmen zu ihrem Recht und können sich von Fachleuten beraten lassen. Dabei handelt es sich laut Strobel oft um Ramsch, aber auch um echt wertvolle Stücke. Am Teuersten sei eine Madonna gewesen, die in einer Sendung auf einen Wert zwischen 700000 und 800000 Mark geschätzt wurde.
Während der Sendung erfahren die Sammler nicht nur den geschätzten Wert des Objektes, sondern auch wertvolle Hinweise: Der 'Schweindltreiber', den Hans Bucher aus Bühl bei Immenstadt mit in die Sendung gebracht hat, besteht aus sehr feuchtigkeits-empfindlicher Keramik. 'Ein Wunder, dass das Stück überhaupt noch existiert', so die Experten. Keineswegs dürfe es beim Hausputz mit einem feuchten Lappen gereinigt werden. Einen Ratschlag, den Bucher beherzigen will.
i Noch bis Sonntag werden unter ande rem Skulpturen, Möbel, Schmuck oder Gemälde im Kemptener Kornhaus begutachtet. Aber: Anmelden kann sich nach Auskunft des Bayerischen Rundfunkes aber niemand mehr. Am ersten Sonntag im März sollen erstmals Aufnahmen, die jetzt in Kempten gemacht werden, um 19.45 Uhr ausgestrahlt werden.