Die Seer - das ist nicht nur Musik "wie Kraut und Riab´n durchanand", um bei den Worten von Sänger Fred Jaklitsch zu bleiben. Die Seer und ihre Fans - das ist auch eine innige Liebe. Beim Gasspiel der Toru "Hoffen, glauben, liab´n" in der Big Box Allgäu in Kempten brachte die Band ihre treuen Anhänger einmal mehr auf Touren. Zwischen den 1200 Fans und den neun Musikern auf der Bühne funkte es von Beginn an gewaltig. So, als würden sich gute alte Freunde nach langer Zeit in die Arme schließen.
Für Hermine Heilig (54) und Gabi Hepp (56) sind die Seer im Lauf der Jahre so etwas wie enge Vertraute geworden. "Wir sind von jedem Live-Konzert begeistert", schwärmen die Ravensburgerinnen. Die Band sei authentisch und strahle auf der Bühne viel Menschlichkeit und Harmonie aus.
Renate Bonbandir ist eigens aus Regensburg nach Kempten gekommen. "Die Texte der Seer gehen voll ins Herz", findet sie. Dass die zweifache Großmutter nun beim Konzert in der Big Box selbst auf der Bühne stehen und ihr Herzblatt - den Gitarristen Thomas Eder - erwählen durfte, findet sie Klasse.
Die 1996 gegründeten Seer umweht der Ruf, zu den stärksten Livebands Österreichs zu gehören. Nach zwei Jahren kreativer Pause stellte sich die Band nun mit veränderten musikalischen Arrangements vor. Das "Seerische" ist, dank der starken Stimmen von Sabine Holzinger und Astrid Wirtenberger, noch erdiger geworden. Herausragend auch Jürgen Leitner mit seiner Steirischen Harmonika.
Ebenso bunt wie der musikalische Mix - von volkstümlich bis rockig - sind die Outfits der Musiker. Auch wenn sich Modezar Lagerfeld entsetzt abwenden würde: Das Domina-Dress des blonden Vamps macht sich gar nicht mal schlecht neben der Seppelhose des bärtigen Bühnen-Alm-Öhis, der auch mal auf der Sense spielt.
Leuchtstäbeschwingende Fans schmelzen dahin, wenn die Frontfrauen leidenschaftlich eine heile Welt beschwören: Da geht es viel um Liebe, Heimatgefühle, Natur, Engel und positive Energien. Die Oma im Himmel wird besungen und erwachsene Kinder, die aus dem Haus gehen: "I wünsch´dir, mei Kind, leb´ dei Leb´n "
Fred Jaklitsch dankt persönlich
Sänger Fred Jaklitsch lässt Gefühle sprechen, schwebt durch die Zuschauerreihen, bittet das Publikum zur Bühne und bedankt sich bei einigen mit Handschlag fürs Kommen. Zum Zugabelied "Wilds Wasser", das er vor elf Jahren zur Geburt seines Sohnes geschrieben hat, drückt er einem Buben die Gitarre in die Hand.
Nach zweieinhalb Stunden musikalischer Energiespritze setzt die Band noch eins drauf und bittet die verzückten Fans ("viele kennen uns ja schon lange") zur Autogrammstunde ins Foyer. Alte Liebe rostet eben nicht.