Gestern Verkehrsfreigabe des letzten Teils der Immenstädter Stadtspange - Wartezeiten am Bahnübergang Sonthofener Straße vorbei Von Stefan Binzer Immenstadt. Sie ist nagelneu. In Betrieb genommen haben sie gestern jedoch Oldtimer: die Unterführung der Gleise neben dem Bahnübergang in der Sonthofener Straße. Damit ist nun die Mittlere Stadtspange in ihrer vollen Länge zwischen dem Bahnhof und Opel Häusler zu befahren (siehe Kommentar Seite 50). Hunderte von Schaulustigen ließen sich das Spektakel um die Mittagszeit nicht entgehen, als auf der Unterführung eine alte Dampflok der Baureihe 41018 aus dem Jahr 1939 pfiff. Derweil rollten unten der Opel Super 6 (1939) von Baron Eckart von Lerchenfeld (Rauhenzell) und der BMW V8 (1961) von Stadtrat Werner Fetzer als erste Fahrzeuge offiziell überdie neue Straße - gefolgt von aktuellen Modellen der Immenstädter Autohäuser. Zuvor hatte die Maryland Blues & Jazz Band den frierenden Zuschauernaufgespielt und Bürgermeister Gerd Bischoff die Gäste begrüßt. Zunächst blickte das Stadtoberhaupt weit zurück: Am 12. Mai 1909 war dem Installateur Jakob Bachlehner als erstem Immenstädter die Zulassung eines Kraftfahrzeuges erteilt worden - damals noch ohne Führerschein. Bachlehner tuckerte seinerzeit noch völlig allein durch die staubigen Straßen des Städtles. Heute bewegen sich innerhalb von 24 Stunden mehr als 20000 Fahrzeuge in Immenstadt. Die erste Eisenbahnstrecke in der ältesten Stadt des Oberallgäus wurde am 1. Mai 1853 von Kempten her in Betrieb genommen, 20 Jahre später das Gleis Richtung Sonthofen. Der früher so beschauliche Ort entwickelte sich rasant zum Verkehrsknotenpunkt.
Allerdings wuchs sich die Blechlawine auf den Straßen in den letzten Jahren zu einem Albtraum aus (Bischoff). Die Stadtväter waren also gefordert und entwickelten auch ein neues Verkehrskonzept, das auf zwei Säulen steht: Erstens der Bau einer Umgehungsstraße Richtung Lindau, zweitens die Realisierung einer Entlastungsstraße am Rande der Kernstadt. Mit der Eröffnung der Stadtspange ist der zweite Schritt seit gestern Wirklichkeit. Dagegen steht die Umgehung immer noch in den Sternen. Mit dem Bau der Stadtspange wurden drei Bahnübergänge aufgelassen: in der Adolf-Probst-Straße, der Bachreute und der Mittagstraße. Im Jahr 2000 fallen auch die Schranken in der Sonthofener Straße weg. An dieser Stelle entsteht eine Fußgänger- und Radler-Unterführung. Wenn im kommenden Jahr diese Arbeiten weitgehend abgeschlossen sind, wird die Stadt eingroßes Fest feiern, bei höheren Temperaturen als heute, wie Bischoff versicherte. Die Immenstädter Stadtsanierung, so Bischoff, wäre dazu verurteilt gewesen, Stückwerk zu bleiben, wenn die Kernstadt weiter vom Verkehr überflutet worden wäre. Mit dem jetzt eröffneten dritten und wichtigsten Bauabschnitt der Stadtspange falle auch die Trennung der Stadtteile durch die Eisenbahn weg. Die neuen Verkehrswege seien nicht nur bequemer, sondern auch sicherer. Bischoff wies gestern aber ausdrücklich darauf hin, dass nun alle Kraft darauf konzentriert werden müsse, die Umfahrung im Zuge der B308 in Angriff zu nehmen. Auch seien die neuen Verkehrsströme im Zentrum zu beobachten und zu überlegen, ob in ein paar Jahren über den Steigbach eine Brücke als Verbindung zwischen Gottesacker- und Stuibenstraße zu bauen sei. Landrat Gebhard Kaiser meinte in seinem Grußwort, alle Wege führen nach Immenstadt. Dass man aber nicht mehr warten muss, ist neu. Unter allen Beteiligten an diesem Projekt hob er besonders Bürgermeister Gerd Bischoff hervor, der quasi als Oberbauleiter ständig während der Planung und auch vor Ort die Baustelle begleitet habe. Leitender Baudirektor Karlheinz Gärtner von der Regierung von Schwaben erläuterte noch einmal die Finanzierung der 32,7 Millionen Mark teuren Stadtspange: Je ein Drittel entfallenauf die Bundesrepublik Deutschland, die Bahn AG und die Stadt Immenstadt, wobei das Städtle auf seinen Teil 7,2 Millionen Mark Zuschuß vom Freistaat Bayern erhält,