Artikel: Als Zweitberuf Landwirt lernen

16. Dezember 2002 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Neue Allgäuer Alpwirtschafts-Akademie bietet qualifizierte bäuerliche Ausbildung Von Brigitte Horn Immenstadt Ausgestattet mit dem wohlklingenden Namen Allgäuer Alpwirtschafts-Akademie, wurde es gestern bei der öffentlichen Präsentation mit vielstimmigen Politiker-Vorschusslorbeeren bedacht: Ein frisch kreiertes bäuerliches Bildungsangebot, das künftig Nebenerwerbslandwirten mit einem anderen Hauptberuf in Abend- und Wochenendkursen die Möglichkeit einer qualifizierten Ausbildung in Theorie und Praxis ermöglicht. Der Abschluss Landwirt im Zweitberuf soll den Absolventen dann auch den Weg zu jenen Investitions-Förderungen ebnen, die ihnen bisher versperrt waren. Die Allgäuer Alpwirtschafts-Akademie ist vorrangig für Hofnachfolger aus kleinstrukturierten Betrieben gedacht, die außerhalb der Landwirtschaft beruflich gebunden sind und diese Tätigkeit für eine bäuerliche Ausbildung auch nicht unterbrechen können. So stellte Landwirtschaftsminister Josef Miller gestern das neue Konzept in der Landwirtschafts- und Alpwirtschaftsschule Immenstadt vor, wo es auch realisiert wird. Ziel sei es, den künftigen Hofbesitzern das Rüstzeug für die erfolgreiche Bewirtschaftung ihrer Betriebe zu vermitteln. In 350 über zwei Jahre verteilte Unterrichtsstunden will die Allgäuer Alpwirtschafts-Akademie ab nächsten Herbst eine maßgeschneiderte Ausbildung offerieren, die deren hohem Informationsbedarf zur Land- und Alpwirtschaft entgegenkomme, so der Minister. Wobei auch die Fördermöglichkeit der EU für den ländlichen Raum genutzt werde.

Miller: Wir sind mit diesem Modell flexibel, im berufsfachlichen Niveau hoch und marktgerecht. (Siehe Fünf Schritte). Auf die große Bedeutung der Alp- und Landwirtschaft als Basis für den Oberallgäu-Tourismus bei elf Millionen Übernachtungen stellte Landrat Gebhard Kaiser besonders ab. Um aber den unverwechselbaren Charakter unserer Heimat zu erhalten, sei neues Denken und Handeln angesagt, müsse die Verbindung zwischen Landwirtschaft, Tourismus und Eigenvermarktung geschaffen werden. Und gerade weil unsere Region so geprägt sei von der Nebenerwerbs-Landwirtschaft, sei die neue Abschlussprüfung Landwirt für Quereinsteiger enorm wichtig. Ausbaufähiges System Landtagsabgeordneter Alfons Zeller (CSU) erinnerte an die steigende Tendenz beim Urlaub auf dem Bauernhof und nannte es außerordentlich positiv, was hier entstanden ist. Grünen-Abgeordneter Adi Sprinkart sah in der Allgäuer Alpwirtschafts-Akademie einen Schritt vorwärts in die richtige Richtung, der nach seiner Auffassung allerdings noch nicht weit genug gehe. Er nannte das System ausbaufähig, wenn die Bauern es wollen. Und Immenstadts Bürgermeister Gerd Bischoff, dessen Stadt zu den Trägern der Land- und Alpwirtschaftsschule zählt, freute sich, dass deren große, hundertjährige Tradition nun, mit neuen Ideen verknüpft, auch Zukunft gestalten könne.