Artikel: Als Trunzer noch von Hutter übernahm

11. Mai 2006 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Leichtathleten des TVK mit langer Tradition - Serie, Teil 8

Von Jürgen Lutz Kempten - 2006 ist ein ganz besonderes Jahr für den TV Kempten 1856, der sein 150-jähriges Bestehen feiert. Der wohl größte Verein Schwabens mit knapp 4000 Mitgliedern ist in der Stadt Kempten ein fester Bestandteil des öffentlichen Lebens. Das Jubiläum des TVK ist Anlass, den Verein näher vorzustellen - diesmal die Leichtatletik-Abteilung. Die Leichtathleten des TV Kempten 1856 sind einer langen Tradition verbunden, nehmen wir mal als Beispiel Hans Trunzer (82). Als er 1947 aus der russischen Gefangenschaft zurück ins Allgäu kam, war einer seiner ersten Schritte, sich beim TVK anzumelden. Einen Verein für Leichtathletik gab es damals nicht, weil die amerikanische Militär-Regierung zu dieser Zeit Vereine verboten hatte. Deshalb trat Trunzer dem Kemptener Stadtverband für Leibesübungen bei, der unter dem Oberbegriff Turnen die Sportarten Faustball, Fechten und Leichtathletik vereint hatte. 1950 gewann Trunzer mit der 3x1000 Meter-Staffel des TVK die Allgäuer Meisterschaft in der Besetzung Trunzer, Emil Hutter und Bertl Fleischut. Von Hutter hatte Trunzer damals den Stab übernommen und war zum Sieg gelaufen.

Der Mann, der die Chronik machte. Von 1950 bis 1957 war Hans Trunzer der Abteilungsleiter der TVK-Leichtathleten. Dann zog er beruflich bedingt nach Frankfurt/Main. Zuvor hatte er noch den IBL (Internationale Bodensee-Leichtathletik)-Länderkampf zum ersten Mal nach Kempten geholt. Das war 1956, zum 100-Jährigen des TVK. Jetzt am Samstag findet der inzwischen schon sechste Länderkampf (nach 1956, 1972, 1985, 1996, 1998) dieser Art in Kempten statt (ab 12 Uhr im Illerstadion/wie berichtet). Auch das ist ein Jubiläum - 50 Jahre danach.25 Jahre Frankfurt-Rödelheim waren dann genug. 'Als ich in Pension ging, bin ich wieder nach Hause ins Allgäu. Zu den Wassern, die man als Kind getrunken hat, sagt eine alte chinesische Weisheit', sagt Trunzer. Es hatte sich inzwischen viel verändert. Vor allem der Bau des TVK-Sportparks 1971 am Aybühlweg war ein Meilenstein für die Leichtathleten, die seitdem optimale Trainingsbedingungen dort vorfinden. Den alten Jahn-Sportplatz, auf dem er mit Hutter und Fleischut den Titel über 3x1000 Meter geholt hatte, den gibt es nicht mehr. Dort stehen mittlerweile viele Häuser am Karl-Diem-Weg an der Iller, in unmittelbarer Nähe zum Illerstadion. Sportlicher Erfolg war ein Markenzeichen der TVK-Leichtathleten geworden. Die erste deutsche Meisterschaft holte 1960 Karl-Heinz Schott im Dreisprung nach Kempten. 1966 wurde Herbert Swoboda nationaler Titelträger im internationalen Fünfkampf. Insgesamt sind es mittlerweile elf deutsche Meistertitel, die Leichtathleten des TV Kempten 1856 errungen haben. Die letzte Meisterschaft durfte sich Verena Sailer an die Fahne heften, die 2003 als A-Jugendliche die 100 Meter gewann. Auch sonst hat sich im Lauf der Jahre ein bei den Leichtathleten des TVK einiges getan. 2004 betrat die Abteilung Neuland: Seitdem ist mit Silvia Reich-Recla zum ersten Mal eine Frau Leichtathletik-Abteilungsleiterin. Trunzer treibt keinen Sport mehr. Als er in Rente ging, hat er das abgestellt. Dafür hat er ein ganz besonderes Steckenpferd gefunden. Er hat sich in den letzten 20 Jahren um die Chronik des Gesamtvereins im TVK verdient gemacht. Trunzer sagt: 'Ich wollte meinen Lebensabend hier verbringen. Das Allgäu gehört zum Wohlgefühl.' Mal ehrlich: Was braucht's da so was wie Sport Trunzers Philosophie war das Glück des TV Kempten 1856, denn er widmete sich seiner Aufgabe als Chronist zu 100 Prozent. Heraus gekommen ist das neueste Werk, pünktlich zum 150-jährigen Jubiläum des TVK.