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Als Sonthofen in Trümmern lag

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Als Sonthofen in Trümmern lag

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    Von Thomas Niehörster Bad Hindelang - 'Das Kriegsende in Schwaben' lautet der Titel einer Wanderausstellung, die zur Zeit im Bad Hindelanger Rathaus Station macht. Fotos sind wichtige historische Dokumente und die Macht des Bildes ist überzeugender als viele Worte. Sogar fehlende Fotos können eine historische Aussage verstärken, wenn ihr Fehlen darauf hinweist, dass regimekritische Aufnahmen untersagt wurden. Die Ausstellung, in deren Zentrum die letzten fünf Monate des Krieges stehen, umfasst neben einer Fülle von Fotos, darunter auch viele aus dem Oberallgäu, zahlreiche Dokumente wie Plakate, Verbotstafeln, Essensmarken, Flugblätter der Alliierten. In ihren Grußworten zur Eröffnung der Ausstellung konnten Hindelangs Erster Bürgermeister Roman Haug und Wolfgang Kessler aus dem Vorstand des Bad Hindelanger Heimatdienstes Dr. Peter Fassl, Bezirksheimatpfleger und Initiator der Ausstellung, begrüßen. Dr. Peter Fassl betrachtete die Fotoausstellung als einen Beitrag zur Erinnerungskultur. Sei die Historie - auch in ländlichen Regionen - gut dokumentiert, so fehle beinahe durchgängig die Geschichtsschreibung der Jahre 1933 bis 1945.

    So seien auch für bestimmte Themen wie Lazarettwesen, Reichsarbeitsdienst, Wehrmachtstruppen auf dem Rückzug oder Euthanasie keine Bilder zu ermitteln. Aus den letzten Kriegsmonaten seien Fotos lediglich aus privaten Sammlungen zur Verfügung gestellt worden, die zerstörte Städte wie Sonthofen und Immenstadt nach der Bombardierung zeigen. Ein Kontrast zu der fast idyllischen Unversehrtheit der Dörfer im Allgäu. Die Ausstellung zeigt zudem Fotos vom letzten Aufgebot, dem Volkssturm der 16- bis 60-jährigen Männer, der Zwangsarbeiter, die in keiner Gemeinde fehlten, den Konzentrationslagern mit ihren Außenstellen in Schwaben und im Allgäu und den Einmarsch der Franzosen und Amerikaner. Sie zeigt aber auch tief berührend 'Tod und Trauer', die in zahlreichen Familien und in jeder Gemeinde Einzug gehalten hatten. Da sind Bilder von bombardierten Friedhöfen zu sehen, von Verschütteten, von Tierkadavern in den Straßen und eine Sammlung von Sterbebildchen, die das sinnlose Sterben in den letzten Kriegsmonaten illustrieren. Eine andere Seite der Ausstellung dokumentiert den 'Rückzugsraum Schwaben'. Wenig vom aktiven Kriegsgeschehen berührt, wurde das Allgäu Auffangbecken für Evakuierte (besonders aus dem Raum Essen), für Kinder aus der 'Kinderlandverschickung' und für Flüchtlinge aus dem Osten. Die verschiedenen Aspekte, unter der die Ausstellung die letzten Kriegsmonate betrachtet, und die eindrucksvollen, aussagestarken Fotos machen die Ausstellung sehenswert und geben gerade jungen Menschen ein Bild von der NS-Zeit und ihrem katastrophalen Ende. i Zur Ausstellung ist ein Katalog des Bezirks Schwaben erschienen. Der Katalog ist in der Gemeindekasse im Rathaus Bad Hindelang für 12,50 Euro erhältlich.

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