Jubiläum Fischen feiert 2010 sein 1150-jähriges Bestehen - Gemeinde beruft sich auf Dokument im Kloster St. Gallen">

Artikel: Als Ritter in "Viskingun" eine Schenkung beurkundeten

2. August 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Jubiläum Fischen feiert 2010 sein 1150-jähriges Bestehen - Gemeinde beruft sich auf Dokument im Kloster St. Gallen

Von Michaela Behr |FischenDas alte Schriftstück, das tief im Staatsarchiv in St. Gallen lagert, ist historisch wenig bedeutend, erzählt es doch lediglich, dass ein Privatmann aus "Werimoretiszella" (vermutlich Rauhenzell) dem Kloster St. Gallen eine Hube - also einen Hof - schenkte. Doch für die Gemeinde Fischen ist die Urkunde von unschätzbarem Wert, denn: Öffentlich bekundet wurde die Schenkung im Jahr 860 in einem Ort namens "Viskingun". Damit belegt das alte Dokument: Fischen ist eine der ältesten Ansiedlungen im Oberen Illertal und feiert im Jahr 2010 sein 1150-jähriges Bestehen.

Entdeckt hat das Schriftstück in den 60er Jahren der verstorbene Fischinger Rektor und Hobbyforscher Martin Gogl. In seinen Aufzeichnungen aus dem Jahr 1969 ist zu lesen: "Als ich mich vor mehr als zwei Jahrzehnten hier häuslich niedergelassen hatte, erzählte mir ein alter, angesehener Bürger von Fischen mit sichtlichem Stolze, dass Fischen ein sehr altes Dorf sei und seine Gründungsurkunde im Kloster St. Gallen in der Schweiz liege."

In zwei Urkunden wird Fischen erwähnt

Gogl ging dies nicht aus dem Kopf. Er kontaktierte die Stiftsbibliothek und das Stiftsarchiv in St. Gallen - doch ohne Erfolg. Über das Bayerische Staatsarchiv schließlich stieß er auf das "Urkundenbuch der Abtei St. Gallen" und wurde fündig: In zwei Urkunden im lateinischen Urtext - die ältere aus dem Jahr 860 - wird Fischen erwähnt.

Gogl schließt daraus: Dieses Viskingun habe um 860 nicht nur bereits bestanden, sondern spielte vielleicht schon eine gewisse Rolle, nachdem bei der Beurkundung mehrere "Rittersmannen" zugegen waren.

Die alte Urkunde hat sich mittlerweile eine Abordnung aus Fischen in St. Gallen angeschaut und Kopien anfertigen lassen. Für Georg Larsch, Vorsitzender des Festausschusses, war es "ein prickelndes Gefühl", die Original-Handschrift zu sehen.

Die Bauern kämpften damals ums nackte Überleben

Er betont: Dokumente aus der Zeit vor 1000 über die Region sind extrem rar und zählen zu höchstem Gut. Denn: Im oberen Allgäu lebten damals vermutlich nur vereinzelte Bauern in primitiven Hütten, die ums nackte Überleben kämpften.

Dem Fischinger Künstler Larsch diente das Dokument nun als Grundlage für das Jubiläumslogo: Die Schriftzeichen "1150 Jahre Fischen i. Allgäu" sind der Handschrift der Urkunde nachempfunden. Zudem zu sehen: die drei Rauten aus dem Fischinger Wappen als Zeichen der einstigen Königsegger Verwaltung. "Damit sind Neues und Altes im Logo miteinander verbunden", erklärt er.