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Als Prinzregent Luitpold ein Füssener wurde

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Als Prinzregent Luitpold ein Füssener wurde

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    Von Andrea Schauerte Füssen - Unbeachtet von der Öffentlichkeit beging ein honoriger Würdenträger jetzt im Oktober ein standhaftes Jubiläum: Er wurde 100 Jahre alt. Die Rede ist von Prinzregent Luitpold. Seit dem 19. Oktober 1902 steht er mitten in Füssen. Er gehört zur Stadt wie das Hohe Schloss oder Kloster St. Mang. Nach ihm ist der Kreisel benannt und seit neuestem auch seine nächste Umgebung. Vielleicht war das der unbewusste Tribut der Stadt an das Jubiläum, denn Prinzregent Luitpold steht nach 100 Jahren endlich nicht mehr in der Bahnhofstraße, sondern am Prinzregentenplatz. Der Prinz (1821 bis 1912), der am 10. Juni 1886 die Regentschaft für seinen Neffen König Ludwig II. übernahm, war beliebt in Füssen und Umgebung. Nicht zuletzt, weil er auch die Stadt und noch mehr Hohenschwangau liebte, wo er mehr als nur sporadisch auf die Jagd ging. So war es kein Wunder, dass sich in Füssen anno 1900 ein Verein zur Errichtung eines Wittelsbacher-Denkmales gründete. Das Jahr lässt vermuten, dass ein solches zum 80. Geburtstag des Prinzregenten am 12. März 1901 hätte errichtet werden sollen. Doch damals wie heute - ein solches Vorhaben lässt sich nicht aus dem Handgelenk schütteln. Und so dauerten die Bemühungen der Initiatoren - Posthalter Matthäus Haug und Architekt Rudolf Leinweber - etwas länger, aber sie wurden im Oktober 1902 von einem rauschenden Fest zur Enthüllung des Wittelsbacher Denkmals vor dem damaligen Hotel 'Bayerischer Hof' gekrönt. Die überlebensgroße Statue des Prinzregenten schuf der gebürtige Füssener Andreas Mayer, 'ein talentvoller und ebenso bescheidener Künstler', wie das Füssener Blatt schrieb, als die Statue aus der Ruppschen Erzgießerei in München eintraf. Mayer war in ganz Bayern ein begehrter Künstler für derartige Denkmäler. Und das Füssener Blatt attestierte: '(Mayer) ..

    . hat ein Standbild des Prinz-regenten geschaffen, das sich durch schlichte Lebenswahrheit auszeichnet und den hohen Herrn in einfach bürgerlicher Kleidung darstellt, wie er bei den Touren in die Berge zu erscheinen pflegt, zwanglos und freundlich sich mit den Bürgern unterhält.' Freundlich lächelnd steht Luitpold bis heute an dem Standort, der ihm vor 100 Jahren zugeeignet wurde. Schon 1900 hatte der Denkmalverein beim Stadtmagistrat um Bürgermeister Wallner nachgefragt, ob der Gemeindeplatz vor dem Bayerischen Hof für ein Denkmal zur Verfügung gestellt werden könnte. Doch da stand zunächst der Verschönerungsverein entgegen. Auf Anfrage durch die Stadt machte dessen Vorstandschaft erstens geltend, dass er den Platz zur Errichtung eines Wetterhäuschens erhalten habe; dass zweitens die Finanzierung gesichert sein müsse - wovon bei gerade mal gezeichneten 3000 Mark (' der wesentlichste Teil aus dem minderbemittelten Bürgerstande') gegenüber Gesamtkosten von rund 14000 Mark keine Rede sein könne; und dass drittens - und wichtigstens - erst einmal die kompetenten Gutachter im Kultusministerium zu München entscheiden sollten, ob dieser Standort eines Denkmals für den Prinzregenten überhaupt würdig und geeignet erscheine. Letzteres traf nach intensiver Prüfung der Alternativ-Standorte an der Theresienbrücke und im Baumgarten zu. Die Finanzierung wurde von den Herren Leinweber und Haug ebenfalls gesichert - durch persönliche Bürgschaften und nicht zuletzt durch zwei bis heute ungenannte Gönner, die einen Fehlbetrag von 6000 Mark direkt dem Künstler Andreas Mayer zugute kommen ließen. Der Magistrat und die Gemeindebeigeordneten gaben ihre Einwilligung. Und am 18. April 1902 schrieb der zuständige königliche Hofbeamte: 'Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, haben die allerhöchste Genehmigung zur Aufstellung des projektierten Wittelsbacher Denkmals in Füssen allergnädigst zu erteilen geruht!' Zum Fest am 18. und 19. Oktober 1902 kam Prinzregent Luitpold nicht persönlich. Aber er lud die Honoratioren der Stadt zu einem Frühschoppen ein, bei dem er von seinem Königlichen Hofzeremonienmeister Graf Moy vertreten wurde. Schon am Vortrag war würdig und auch ausgiebig gefeiert worden. Denn der Chronist notiert im Füssener Blatt: 'Als der Weckruf, der durch die vollständige Kapelle des 7. Feldartillerieregiments in München ausgeführt wurde, in schneidigen Klängen die etwas spät ins Bett gerathenen Festtheilnehmer in allen Straßen an die neu herantretenden Pflichten erinnert hatte, schnitt der Himmel ein sauersüßes Gesicht.' Es regnete an dem Tag vor 100 Jahren, als Prinzregent Luitpold ein Füssener wurde In diesen 100 Jahren überlebte und erlebte er viel, sah, wie die Stadt sich veränderte. Er sah auch noch, wie das Wetterhäuschen des Verschönerungsvereins einen neuen Platz vor dem Schulhaus am Augsburger-Tor-Platz fand. Das Schulhaus wurde zur Kurverwaltung. Und was aus dem Wetterhäuschen geworden ist, das ist eine andere Geschichte.

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