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Als Mater Marcella noch auf dem Pult thronte

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Als Mater Marcella noch auf dem Pult thronte

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    Beim Tag der offenen Schultür erinnern sich 'Ehemalige' an frühere Zeiten. Von Stefanie Moser Kempten'Erinnerst du dich noch? Damals? Das waren noch Zeiten.' So oder so ähnlich begannen wohl die meisten Gespräche am Samstag beim Tag der offenen Schultür. Vor allem ältere Besucher nutzten dabei die Gelegenheit, sich noch einmal in ihren früheren Schulen umzusehen. Dabei kamen so manche Geschichten und Erinnerungen aus alten Schultagen wieder zurück.

    'Wenn die Eltern nicht die vier Kreuzer die Woche hatten, um das Schulgeld zu bezahlen, konnten sie dafür auch mit Wein, Hühnern oder Enten aufkommen' erklärt Ilse Roßmanith-Mitterer, Leiterin der Fürstenschule, auf dem Rundgang durch die Schule. Dabei führt sie durch die Chronik des Bauwerks, öffnet zum ersten Mal das Kellergewölbe für die Öffentlichkeit und betont die vielen Umbauten. Auch Berta Maier erinnert sich daran. Ihre Eltern waren von 1937 bis 1946 Hausmeister und wohnten im zweiten Stock ­ heute der Werkraum. 'Ich musste im Haushalt helfen. Wenn ich brav war, durfte ich im Garten Strümpfe stopfen' erzählt sie. Im Sommer habe sie dort jeden Tag Tee getrunken. 'Meine Freundinnen haben mich darum sehr beneidet', sagt sie stolz.

    Beim Abmalen erwischt

    Auch Theresia Barmetler und Theresia Dattrozzo nutzen den Tag der offenen Schultür, um vergangene Eindrücke wieder aufzufrischen. 'Mater Marcella war eine Autorität. Sie residierte vor der Klasse auf einem erhöhten Pult, zu dem drei Stufen hinaufführten' erzählen die beiden. Sehr streng sei sie gewesen, mit einer Vorliebe für Rechnen und Deutsch. 'Zu der Zeit, so um 1950, kamen die ersten Mickey-Mouse-Comics heraus. Einmal hat sie mich beim Abmalen erwischt. Oh, das gab Ärger.' Heute kann Theresia Daltrozzo darüber lachen.

    Viele der vorwiegend älteren Besucher sind zum ersten Mal wieder in 'ihrer' Schule. Das fällt auch Jutta Blaufuß, Leiterin der Wittelsbacher Schule, auf: 'Für mich ist es spannend, die Gesichter und das Staunen der Ehemaligen zu beobachten.' Nach dem Krieg führten die Amerikaner die Schulspeisung für die unterernährten Kinder ein. 'Es gab Suppe oder Grießbrei aus großen Kesseln', erinnert sich Michaela Geiger. Dort hat Regina Steger zum ersten Mal Schokolade gegessen.

    Etwas Besonderes erlebte auch Hans Wildegger. Er durfte mit seinen Kameraden vor dem Krieg als einzige Volksschulklasse ins Schullandheim fahren. Freuden, die heutzutage nichts Außergewöhnliches mehr sind. Und noch etwas hat sich geändert: 'Damals gab es wegen jeder Kleinigkeit einen Schlag mit dem Stock', erzählt Regina Steger.

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