Von Oliver Sommer, Marktoberdorf/Ostallgäu - Eis, Limonade und Schnaps. Eine Schneemaß, Marke Eigenbrau, hat es in sich, ist aber sicher noch nichts für Minderjährige, so besagt es jedenfalls das Jugendschutzgesetz. Um zu sehen, ob das Gesetz auch befolgt wird, beobachten die Polizeibeamten in Zivil kritisch die Gäste einer Kneipe im Ostallgäu. Die junge Dame fühlt sich geschmeichelt, als Polizeioberkommissar Alfred Immerz sich nach ihrem Alter erkundigt. Doch mit 28 Jahren ist sie alt genug für den Lokalbesuch. Die Fahnder machen sich auf den Weg zur nächsten Party. 'Präsenz zeigen' heißt die Devise, mit der Polizei und Jugendamt derzeit im Ostallgäu verstärkt darauf achten, dass Jugendliche nicht mehr zu spät unterwegs sind und keinen Alkohol trinken. Denn immer wieder werden Verstöße beklagt. Nur wenige hundert Meter weiter bebt die Tenne und die Musikboxen wummern. Samstagabend - Partyzeit und so drängen sich am Eingang die Jugendlichen. Als normale Partygänger gehen die beiden Beamten vom Jugendamt mit hinein, auf der Suche nach Minderjährigen mit verbotenen Alkoholika oder unter 16-Jährigen, die jetzt hier nicht mehr sein dürften. Wenige Tage zuvor hatte es bei einer ersten Kontrolle zahlreiche Verstöße gegeben und eigentlich hatten Jugendamtsleiterin Petra Mayer und ihre Kollegen diesmal Ähnliches erwartet. Doch stattdessen prangt ein großes Schild am Eingang: &po_226;Ausweiskontrolle'. Wer unter 16 ist, kommt gar nicht erst rein und die Minderjährigen müssen ihre Ausweise abgeben. Rückgabe erst, wenn sie vor Mitternacht wieder raus kommen. Sieht man von Feinheiten ab, sind die Jugendschützer zufrieden, wie auch ihre Kollegen von der Polizei. Dafür ist eine Partygängerin unzufrieden, hat sie doch die Erlaubnis ihrer Mutter, bis nach Mitternacht zu bleiben.
Eltern und die Alcopops Doch ohne Begleitung eines 'Erziehungsberechtigten' ist das Stück Papier wertlos. Und wie sie erliegt so mancher Feierwillige diesem Irrtum, manchmal allerdings auch mit Wissen der Veranstalter. Schwer wird es aber auch, wenn Alkohol ins Spiel kommt. So genannte Alcopops sind Tabu für die unter 18-Jährigen, wie alles, was mit Schnaps zu tun hat, nicht aber Bier oder Wein. Ein Widerspruch für Petra Mayer, genauso wie die Regelung, dass Minderjährige in Begleitung der älteren Geschwister bis nach Mitternacht unterwegs sein dürfen. Trotz allem müssen die Vorgaben überwacht werden und so wollen Polizei und Jugendamt verstärkt Präsenz zeigen. Und wie die Party in der 'Provinz' zeigt, sogar mit Erfolg. Was hier in Marktoberdorf funktioniert, soll bald auch im gesamten Ostallgäu die Regel werden. Denn heuer wollen die Ordnungshüter im Sommer verstärkt bei Vereins- und Sommerfesten Kontrollen durchführen. So wollen sie auch einen Vorwurf entkräften, den kommerzielle Veranstalter oft erheben. Die professionellen Wirte bemängeln nämlich immer wieder, dass Vereinsfeiern nicht überwacht würden und stattdessen ihre Lokale zu oft Ziel der Kontrollen seien. Nach diesen positiven Eindrücken stehen nun Gaststätten in der Kreisstadt auf dem Fahrplan der Kontrolleure. So geht es vorbei an den uniformierten Kollegen, die bei Autofahrern Alkoholkontrollen durchführen, zurück nach Marktoberdorf. Dort sind die beiden Polizeibeamten gute 'Bekannte' der Wirte, die wissen, was nun kommt. Doch es fehlt nur der Aushang für den Jugendschutz, die gibt's im Jugendamt. In einer anderen Kneipe allerdings verrät sich eine junge Dame, weil sie allzu schnell nach draußen will. Unter 18 und das weit nach Mitternacht, das bedeutet Probleme für den Lokalbesitzer und einen Brief an ihre Eltern. Nebst zwei weiteren jungen 'Sünderinnen' die einzigen Fälle, die die vier Fahnder an diesem Samstagabend beschäftigten.