Von Manfred Sendlinger |Röthenbach?Wenn wir schon einen deutschen Papst haben, dann will ich auch einmal nach Rom, um ihn eventuell sogar sehen zu können.? Diesen Wunsch hat Klaus Corvers wohl mit vielen Deutschen gemeinsam. Aber anders als die meisten Bundesbürger, die sich ins Auto, ins Flugzeug oder in die Bahn setzen, um Papst Benedikt ihre Aufwartung zu machen, sattelt der 48-Jährige aus Röthenbach-Rentershofen seinen Drahtesel und strampelt mit reiner Muskelkraft über die Alpen.
Am kommenden Wochenende soll es losgehen. Dann nimmt der gebürtige Rüdesheimer die erste Etappe über Bregenz ins schweizerische Chur in Angriff. Über den San Bernardino geht es schließlich weiter ins Tessin und von dort an die Côte d?Azur. Danach will der Röthenbacher dem Küstenverlauf des Ligurischen Meeres bis nach Rom folgen.
Insgesamt plant Klaus Corvers sieben bis acht Wochen ein, um nach dem Besuch des Vatikans über die Adriaküste, Ancona und die Po-Ebene über das Tessin wieder ins Westallgäu zurückzukommen.
An seine Übernachtungsmöglichkeiten stellt er keine großen Ansprüche. Schließlich hat er im vergangenen Jahr als Jakobspilger nach neuneinhalb Wochen Gehzeit Santiago de Compostela und Kap Finisterre erreicht. ?Ich habe mein Zelt dabei, übernachte bei Freunden oder suche mir eine bescheidene Herberge. Als Einzelkämpfer braucht man nicht viel?, weiß Corvers.
Alltagsleben hinter sich lassen
Zu seinen Gründen für die lange Alleinfahrt äußert sich der ehemalige Beamte der Wasserschutzpolizei offen: ?Man kann seinen Gedanken nachhängen und Sachen aufarbeiten oder verarbeiten, die zwar schon lange zurückliegen, aber im Kopf immer noch präsent sind.?
Von gescheiterten Beziehungen über berufliche Belastungen (?nach der fünfzigsten Wasserleiche habe ich zu zählen aufgehört?) bis hin zu Zukunftsplänen reichen seine Gedanken. Außerdem biete ihm eine solche Tour die Gelegenheit, das Alltagsleben hinter sich zu lassen. ?Jeden Tag etwas Neues erleben, neue Eindrücke, neue Menschen, neue Gegenden. Es sind die spontanen Entscheidungen, die mich reizen. Man muss einfach jeder unvorhersehbaren Situation etwas Positives abgewinnen?, beschreibt Corvers seine Einstellung.
Im nächsten Jahr nach Spanien
Nachdem der frühere Polizeibeamte bereits im Vorruhestand ist und auch keine Familie zu versorgen hat, kann er die Freiheiten, die sich ihm bieten, ausnutzen. Seit vier Wochen strampelt er täglich 30 bis 50 Kilometer zwischen Kempten, Bregenz und Lindau, um konditionell nicht schlappzumachen.
Auch fürs nächste Jahr schmiedet Corvers bereits eifrig Pläne. Dann soll es mit dem Zug ins spanische Somport gehen, von dort über Pamplona zu Fuß am Golf von Biscaya entlang bis nach Kap Finisterre.