Sontheim (ey). - Dass Anna Mang in Sontheim ihren 90. Geburtstag mit viel Lebensfreude feiern durfte, liegt wohl an ihrem Humor und an der Freude an der vielen Arbeit. Jammern ist für sie ein Fremdwort. In einer großen Kinderstube mit neun Geschwistern aufgewachsen, hat sie ab der 3. Grundschulklasse ihr täglich Brot hart verdienen müssen. Ab diesem Zeitpunkt war sie immer in der Landwirtschaft beschäftigt. Vor genau 60 Jahren ist sie mit ihrem Mann nach Sontheim gezogen und hat über 25 Jahre die Bahnschranken in Sontheim geöffnet und geschlossen. Der erste Zug in der Früh kam gegen fünf Uhr und Feierabend hatte sie mit dem letzten Zug gegen 22 Uhr. Als wäre es gestern gewesen, erinnert sie sich noch, wie sie einen mit Munition beladenen Zug anhalten musste, da über Sontheim beziehungsweise über Memmingen ein Angriff geflogen wurde. Die Kampfflugzeuge durften auf den Qualm der Lokomotive nicht aufmerksam gemacht werden, da bei einer Bombardierung gelegt worden wäre. Die Bahnwärter-Anwesen waren zur damaligen Zeit noch richtige Selbstversorger. Lächelnd erzählt Anna Mang von ihren drei Rindern, Schweinen, Hühnern und vielem anderen. Die Bahndämme zu mähen, war eine besonders arbeitsintensive Herausforderung. Der Schalk blitzt in ihren Augen, als sie berichtet, dass sie den Strom ins Bahnwärterhäuschen nur bekommen habe, weil sie 'mit einer Weihnachtsgans geschmiert' hat. Ein besonderes Hobby der Jubilarin war ihr Motorrad, ihre Zündapp.
Schicksalsschläge eingesteckt Schwere Schicksalsschläge haben die jetzt 90-Jährige nicht verschont. Zwei erwachsenen Kindern musste sie ins Grab nachblicken. Doch damit nicht genug, auch zwei Enkelkinder kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Zusammen mit ihren Kindern, den Enkeln und Urenkeln hat sie einen schönen Festtag verbracht. Sie wünscht sich, dass sie gesund bleibt und weiterhin ihren Haushalt selbst versorgen kann. Der täglichen Spaziergang durchs Dorf, insbesondere zum Friedhof, gehört zum Tagesablauf. Der Friede in der Familie ist ihr eine Herzensangelegenheit.