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Als der Schlangenbach

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Als der Schlangenbach

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    ein Bad im Seifenschaum bot Margot Kustermann: Kindheitserinnerungen an die Hofmühle Kempten (is). Der Schlangenbach, einst unentbehrlicher Helfer von Mühlen und Triebwerken, war auch ein Freund der Kinder. Als er noch nicht in Rohren als Abwasser der Iller zufloss, lud sein Wasser in teilweise offenem Bachbett zum Baden ein. Dass es einmal zwischen der Oberen und der Unteren Hofmühle sogar ein Schaumbad gab, gehört zu den Kindheitserinnerungen von Margot Kustermann in Kempten.

    'Wir hatten viel Spielfläche', berichtet die heute 65jährige, die im (längst abgebrochenen) Haus Feilbergstraße 71 ­ dessen Fläche heute zur Poststrasse gerechnet wird ­ aufgewachsen ist. Denn dort, wo inzwischen das Amt für Landwirtschaft und Ernährung mit Landwirtschaftsschule am Adenauerring steht,dehnten sich früher noch Wiesenflächen aus. Die ganze Gegend hätten die Kinder bis zum Gebetläuten durchstreift und sogar bis aus einem Löschweiher in Steufzgen Frösche geholt. 'Nahe bei meinem Elternhaus machten Buben des städtischen Schülerheims an der Reichlinstraße Wespen in ihren Nestern so unruhig, dass sie uns von der Schule heimkehrenden Kinder gestochen haben', entsinnt sich die Bürgerin. Eine angenehmere Erinnerung bezieht sich auf den Winter. Da seien die Buben und Mädchen mit dem Schlitten von der Kuppe des Haubensteigweges den Berg heruntergefahren, und der Schwung habe sie fast bis zur Hofapotheke gebracht. Denn: 'Es war nicht gestreut.'

    Der an der Calgeeranlage vorbeifließende Schlangenbach sei teilweise durch die Obere Hofmühle geflossen und habe hier wie in der Unteren Hofmühle ein Mühlrad getrieben und anschließend noch einem Sägewerk gedient. Zwischen den beiden Mühlen, nur unterbrochen von der Verbindung Hohe Gasse-Westendstraße, sei er offen zutagegetreten, und in den Becken hätten die Kinder gerne gebadet. Habe man den Bach abgelassen, seien sie sein niedriges Bett unter der Straße durchgekrochen. Denn: 'Wir waren dürr wie Heringe.'

    Ein Bad wird Margot Kustermann nicht vergessen. Es dürfte vor etwa 58 Jahren gewesen sein, als eines Tages der Schlangenbach Seifenschaum mit sich führte. 'Alle Frauen sind mit einem Eimer gerannt, um das Wasser zum Waschen mitzunehmen', schmunzelt die Augenzeugin. Die Kinder aber hätten sich ein Vergnügen gemacht, in der schaumigen Flut herumzusteigen. Des Rätsels Lösung für das ungewohnte Badevergnügen: In der einstigen Allgäuer Seifen- und Sodafabrik in Bucharts bei Steufzgen sei eine Schleuse geplatzt, habe es damals geheißen. Nach der Erinnerung von Otto Schachenmayr ­ Gesellschafter der früheren Fabrik (heute Sägewerk) ­ war indes ein Bassin mit einer wasseraktiven Substanz übergelaufen. So habe sich Schaum gebildet. Und da es in der Gegend noch keine Kanalisation gegeben habe, sei das Abwasser in den Schlangenbach gelangt.

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