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Als der Pfarrer die kurzen Lederhosen verurteilte

Blaichach

Als der Pfarrer die kurzen Lederhosen verurteilte

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    2000 Trachtler aus dem Oberallgäu, 13 Festwagen sowie 14 Musikkapellen werden zum 100-jährigen Bestehen des Gebirgstrachten- und Heimatvereins Blaichach erwartet. Das Festprogramm, an dessen Ende am Sonntag, 7. Juni, ein großer Umzug durch den Ort stattfindet, zieht sich über vier Tage und beginnt schon heute, Donnerstag, mit einem Preisschafkopfen.

    Die Anfänge des Trachtenvereins gehen zurück auf das Jahr 1909. Damals wollten 20 junge Blaichacher die Tradition des Plattelns wieder aufleben lassen und gründeten eine "Plattler-Gesellschaft". Der junge Verein, damals noch unter dem Namen "GTEV Berglerbuam", fand schnell Zulauf: Drei Jahre nach der Gründung gab es bereits 130 Mitglieder. Sogar eine eigene Vereinsfahne wurde angeschafft, die allerdings nicht kirchlich geweiht werden konnte. Der damalige Pfarrer, so die schmunzelnde Erinnerung in der Vereinschronik, befürchtete damals wegen der kurzen Lederhosen der Männer einen Verfall von Sitte und Anstand. Die Fahnenweihe wurde später nachgeholt.

    Gedenkkreuz auf dem Bärenkopf

    Trauriger Bestandteil der Vereinsgeschichte waren allerdings zwei Weltkriege, in denen Trachtler Soldat werden mussten und nicht mehr in ihre Heimat zurückkehrten. Zu Ehren der Kriegsopfer errichtete der Verein 1953 ein Gedenkkreuz auf dem Bärenkopf. Noch heute wird stets im September eine Bergmesse zu Ehren der Gefallenen gehalten. Auch die Inflation in den 20er-Jahren bekam der Verein zu spüren. Die Chronik erinnert an die Aufnahmegebühr von 1000 Reichsmark und an den Monatsbeitrag jeweils von 500 Reichsmark.

    In der dörflichen Gemeinschaft und im Oberallgäu hat der Trachtenverein seinen festen Platz. Der Allgäuer Gauverband und später die "Interessen-Gemeinschaft der Oberallgäuer Gebirgstrachten und der historischen Tracht" wurden mitbegründet. Neben den angestammten Plattler-Gruppen bildeten sich im Verein eine Jodler- und eine Alphorngruppe heraus.

    Es gibt eine Hausmusik. Und es wird regelmäßig Theater gespielt.

    Das Brauchtum wie das Klausentreiben wird hochgehalten. In einer Gemeinschaftsaktion von Trachtenverein und Musikkapelle entstand in den 60er-Jahren ein Vereinsheim. Diese Heimstätte fiel allerdings beim Hochwasser 2005 den Wassermassen zum Opfer.

    Hermann Welte ist derzeit Vorsitzender der rund 300 Trachtler in Blaichach. Unter seiner Federführung wurde rechtzeitig zum Jubiläum die Vereinsfahne von Grund auf restauriert.

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