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Als das Edelweiß noch ein Statussymbol war

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Als das Edelweiß noch ein Statussymbol war

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    Theo Feyl (87) gehört seit 60 Jahren der Bergwacht an. Von Erhard Heinzmann Kaufbeuren Wenn man von ihm wissen will, ob es früher in den Bergen besser oder schlechter war, wehrt er sich sofort gegen die scharfe Alternative. 'Es ist verkehrt, immer alles nur schwarz-weiß zu sehen', sagt der 87-jährige Theo Feyl. Er wurde kürzlich, was bisher nur wenigen vergönnt war, für sein 60-jähriges Wirken mit der Ehrennadel der Bergwacht ausgezeichnet.

    Am Anfang der Bergwacht im Jahr 1923 stand vor allem der Naturschutz, insbesondere der Edelweiß-Bestände, ganz oben. 'Damals war es für ein Mädchen schon eine besondere Wertschätzung, wenn es vom Freund ein Edelweiß bekam. Heute, in unserer materiellen Zeit, kann man wahrscheinlich mit einem schnellen Flitzer mehr imponieren', blickt Feyl auf die Zeit zurück, als das Edelweiß noch eine Art Statussymbol war. Elf Jahre lang war Feyl immer eine Woche auf dem Edelweiß-Posten auf der Höfats im Zelt-Biwak (heute Biwakschachtel) eingesetzt. Generell meint er, dass die Bergwacht erfolgreich war: 'Heute gibt es in den Alpen viel mehr Edelweiß als damals.'

    Fernsprecher-Ausbildung

    In der Nachkriegszeit machte Feyl den entscheidenden Wandel in der Bergwacht-Arbeit zur Rettungsorganisation mit. Er leitete dabei unter anderem 35 Jahre lang die Bereitschaft Kaufbeuren. Mit der Bergwacht war der gebürtige Lindenberger Mitte der 30er Jahre in Kontakt gekommen. Als gelernter Mechaniker, der nach der Ausbildung zunächst bei der Firma Dornier in Lindau gearbeitet hatte, kam er zu einer 16-wöchigen Militärausbildung als Fernsprecher auf den Kaufbeurer Fliegerhorst. Hier knüpfte er erste Kontakte mit der Werftabteilung, wo er dann 1937 als Flugzeug-Mechaniker und später als Prüfmeister arbeitete. Während des Krieges war er als Soldat bei einem Luftwaffenbergebataillon eingesetzt, das abgestürzte eigene oder feindliche Maschinen auf Verwertbarkeit untersuchte.

    Das Kriegsende erlebte er in der Gegend von Zwickau. Zu den Dokumenten, die er aus dieser Zeit aufgehoben hat, gehört ein 'Passierschein' für das Motorrad mit Beiwagen, mit dem er im Juni 1945 von Sachsen nach Kaufbeuren fuhr. Vom 4. August 1945 stammt der Rad-Ausweis Nr. 1949 für ein Dürrkopp Herren-Fahrrad, ausgestellt in Kaufbeuren vom Captain Louis H. Burke. Das Rad war in diesen Jahren das Fortbewegungsmittel, mit dem Feyl an den Wochenenden von Kaufbeuren aus über Füssen nach Musau zum Bergwachtdienst fuhr. 'Anstrengend war das schon, vor allem, wenn wiedermal die Luft aus den Reifen ging.'

    Mehr Einsätze

    Zu den großen Veränderungen in den Alpen zählt der Wegebau. 'Jetzt führt fast zu jeder Alm ein gut ausgebauter Weg. Dies hat für die Almbauern den Vorteil von Nebeneinnahmen durch Fremde. Für die Bergwacht bedeutet das jedoch mehr Einsätze, da sich Touristen manchmal zu viel zutrauen', berichtet er aus seiner Erfahrung.

    Mit der Aufstellung der Bundeswehr in den 50er Jahren kam Feyl wieder als Technischer Angestellter zur Luftwaffe, wo er erneut als Flugzeugprüfmeister eingesetzt wurde.

    Partnerschaft in Tirol

    Wegen Augenoperationen hat der 87-Jährige in diesem Sommer auf eine Tour verzichten müssen, zu der er 30 Jahre lang im August aufgebrochen war: Im Brenta-Gebiet traf er sich regelmäßig mit drei Freunden aus Italien, darunter auch mit dem weit bekannten Bergführer Bruno Detassis aus Madonna di Campiglio. Durch die Gründung einer Partnerschaft zur Tiroler Bergwacht, wo Feyl Ehrenmitglied ist, entstanden ebenfalls viele private Kontakte. Beispielsweise weist ihn eine Urkunde von 1997 als 'Freund der Friedensglocke' von Telfs aus.

    Über die Zukunft der Bergwacht macht er sich Sorgen, weil es immer schwerer wird, ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden: 'Der Wohlstand ist der Bremsklotz für den Nachwuchs.'

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