Immenstadt: Als braune Flecken zu einer Bombendrohung führten

17. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
privat

Literaturhaus-Matinée - Autor Ernst T. Mader, der Bücher über den Nationalsozialismus im Allgäu vorlegte, spricht über seine Arbeit, Reaktionen darauf und die Lesung am Sonntag im Immenstadt mit vorwiegend unveröffentlichten Texten

Der Lehrer und Autor Dr. Ernst T. Mader (55) ist im Allgäu kein Unbekannter. Er hat unter anderem mit Jakob Knab über den Missener Bauernsohn Michael Lerpscher geschrieben, der im "Dritten Reich" den Dienst an der Waffe verweigerte und dafür mit seinem Leben bezahlte (wir berichteten). Am Sonntag liest Mader, im Allgäu geboren und aufgewachsen, im "Literaturhaus Allgäu" in Immenstadt bei einer Matinée aus seinen Werken. Durchs Programm begleitet ihn musikalisch Lis Schubert von der Kemptner "Red Blooms Blues Band". Veronika Krull sprach mit Ernst Mader vor seiner Lesung.

Von Ihnen liegen ja etliche Bücher vor. Aus welchen Werken werden Sie an diesem Sonntag vortragen?

Ernst T. Mader: Ich werde im Wesentlichen Unveröffentlichtes lesen, vor allem Geschichten und einige Gedichte. Ich trage aber auch Passagen aus "Das Lächeln des Esels" vor, das sich mit dem 1940 hingerichteten Kriegsdienstverweigerer Michael Lerpscher aus Missen-Wilhams befasst. Außerdem werde ich aus der im vergangenen Herbst erschienenen dokumentarischen Erzählung "Karl Nauer. Wie die Südsee ins Allgäu kam" lesen.

Sie haben sich intensiv mit der Zeit des Nationalsozialismus im Allgäu beschäftigt, unter anderem eben auch mit dem Leben und Sterben des Michael Lerpscher. Woher rührt das Interesse für diese Zeit?

Mader: Wer oder was mein Interesse daran geweckt hat, weiß ich nicht mehr. Ich habe aber bei der Beschäftigung damit vor mehr als 25 Jahren gemerkt, dass die NS-Zeit in der eigenen Region, dem Allgäu, kaum untersucht war. Manchmal wirkte es so, als habe das "Dritte Reich" im Allgäu gar nicht stattgefunden. Dieser Befund hat mich motiviert, an diesem Thema zu bleiben und dabei den regionalen Bezug ins Zentrum zu stellen.

Mit welchen Themen im "Dritten Reich" haben Sie sich außerdem auseinandergesetzt?

Mader: Da kann ich jetzt nur Beispiele nennen.

Wichtig war neben den Forschungen zu dem schon erwähnten Michael Lerpscher sicher meine Arbeit über die so genannte Euthanasie in der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee 1940 bis 1945, dann über die Geschichte eines Allgäuer Dorfes von etwa 1920 bis 1950 und über das Kriegsende im Allgäu.

Was für ein Echo haben Sie auf diese Bücher erhalten?

Mader: Das war sehr unterschiedlich. Die erste Lesung aus meinem Buch über das Allgäuer Dorf - es hieß: "Braune Flecken auf der schwarzen Seele" -, diese erste Lesung war von einer Bombendrohung gegen den Veranstalter begleitet und musste in Anwesenheit der Polizei stattfinden. Das war Anfang der achtziger Jahre. Diese Art der Aufregung hat sich mit der Zeit gelegt. Die Reaktionen in der hiesigen Bevölkerung blieben aber noch lange gespalten.

In den Medien war das Echo vom Lokalblatt bis zur "Zeit" von Beginn an sehr positiv.

Die Lesung wird musikalisch begleitet von Lis Schubert. Was erwartet da den Matinée-Gast?

Mader: Vor allem Lieder, die ich geschrieben habe und zusammen mit Lis Schubert singe.

Termin: Die literarische Matinée findet am Sonntag, 18. Januar, von 11 bis 12.30 Uhr im Literaturhaus in Immenstadt unter dem Titel "Das große Herz" statt. Den Rahmen bildet die Ausstellung des Friedenshistorischen Museums in Bad Hindelang, die bis zum 30. Januar zu sehen ist.