Drei paar Katzenaugen leuchten am Straßenrand. Autos in der Neugablonzer Straße: Fehlanzeige. Der Parkplatz vor McDonalds verwaist. Es ist Montag um 2 Uhr und Kaufbeuren liegt im Tiefschlaf. "Die Ruhe ist anfangs ziemlich unheimlich", sagt Simona Morbarigazzi. Noch vor 24 Stunden stand das Partyvolk im Schnellrestaurant Schlange. 500 Gäste von 2 bis 5 Uhr. Nun sind die gemütlichen Ledersessel leer. Niemand, der sich vom Riesenbildschirm berieseln lässt. Zeit zum Durchschnaufen an einem Ort, wo sonst Geschwindigkeit das oberste Gebot ist.
Als Simona Morbarigazzi vor einem Jahr als Teilzeitkraft bei McDonalds Kaufbeuren begonnen hat - seit dem gestrigen Dienstag ist sie Auszubildende -, dachte sie anfangs, dass sie mit dem Zeitdruck nicht klarkommen könnte. Dann aber hat ihr diese Art zu arbeiten richtig Spaß gemacht. "Wenn viel los ist, vergeht die Zeit viel schneller", sagt die 20-Jährige. Trotzdem hat eine ruhigere Nacht auch etwas für sich. Saubermachen, Nachfüllen von Senf, Ketchup und Saucen oder auch mal ein Gespräch mit dem Gast. "Langweilig wird es nie", sagt Morbarigazzi.
Um 2.20 Uhr gönnt sich Restaurantleiter Mohamed Diea El Din eine Zigarette auf der Dachterrasse. Der Kreisverkehr, über den täglich hunderte Menschen den Weg hierher finden, ist leer. "Unter der Woche sind es zwischen 2 und 5 Uhr 60 bis 80 Gäste", erzählt El Din.
24/7 heißt es in Kaufbeuren seit einem Jahr. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. "Viele Gäste erwarten inzwischen, dass sie in einem Fast-Food-Restaurant rund um die Uhr etwas bekommen", sagt er. Ziel sei es, dass alle McDonalds-Restaurants in Deutschland bis 2011 auf 24/7 umstellen.
Ein weiterer Plan: Bis 2011 soll von jedem deutschen Ort der nächste goldene Doppelbogen nur noch eine Viertelstunde entfernt sein, erzählt Jan Kielhorn, dessen Vater Karl-Heinz die Restaurants in Kaufbeuren, Landsberg, Weilheim, Schongau, Marktoberdorf und Mindelheim betreibt. Aufs Stichwort kommt um 2.33 Uhr ein Kleinwagen mit Ostallgäuer Kennzeichen auf den Parkplatz gefahren. Anreisezeit: 15 Minuten. Burger, McNuggets, Pommes, Apfeltasche, Eis: Bestellt wird von den vier Obergünzburgern einmal quer durch die Speisekarte.
"Das ist doch das Beste, was man um die Uhrzeit machen kann", sagt Pepe, ein kräftiger Mann mit fränkischem Akzent. Zu Statur und den Tattoos auf dem Arm will der Salat nicht so recht passen, in dem er gerade herumpult. Die Laune ist prächtig bei ihm, Regina, Monique und Max. Bis 24 Uhr haben sie im Freischießen-Festzelt gearbeitet oder gefeiert, sind anschließend noch mit anderen Helfern zusammengesessen. Nur die Verpflegung dort war nicht so das ihre. "Wer will schon nachts um 2 Uhr noch eine Lachssemmel essen?", sagt Max und lacht.
Da greift er lieber zu einem Burger. Ein Royal TS beispielsweise muss auch spätnachts nach 121 Sekunden fertiggestellt sein. Chicken McNuggets dauern 60 Sekunden länger. Nicht selten, dass sich in dieser Zeit ein kleiner Plausch zwischen den Hungrigen der Nacht und dem Personal entwickelt.
An ihrer Arbeit reize sie der Umgang mit Menschen, sagt Simona Morbarigazzi. "Ich wollte einmal Erzieherin werden. Das hier kommt fast auf das Gleiche raus."
Ärger gebe es aber selbst an den zwei Wochenend-Nächten kaum noch, meint Restaurantleiter El Din. In dieser Nacht zählt er zwischen 2 und 3 Uhr zwei Autos, deren Insassen im McDrive bestellt haben, und elf Gäste. Die Obergünzburger wählen gleich beide Varianten. Zurück im Auto stellen sie sich noch am Schalter an. "Wir müssen den Kindern vom Festwirt noch was mitbringen", ruft Max. "Und am Mittwoch komme ich bestimmt wieder."