Als Michael Schönmetzler seine Erinnerungen aufs Papier brachte, war er "in glückseliger Osterstimmung". Schließlich war er gesund aus dem Krieg in den Weiler Überbach zurückgekehrt und frisch verliebt. Dennoch verbrachte der 24-Jährige viele Stunden damit, den wenig rühmlichen, dafür gefahrvollen Alltag eines Frontsoldaten zu beschreiben.Jetzt liegen diese Erlebnisse des früheren Landwirts in Buchform vor - ein Geschenk seiner Nachkommen an den "Ottenstall-Opa".
In einer Auflage von 150 Exemplaren ließ die "Großfamilie" von sieben Töchtern und einem Sohn, 18 Enkeln und 14 Urenkeln "Des Front-Soldaten Alltag" drucken - zur Freude des heute 87-Jährigen. Er erhofft sich vor allem eines: "Ich wünsche mir viele Jugendliche als Leser. Wenn nur einer der gewaltbereiten jungen Leute durch die Darstellung von Gewalt im Krieg abgeschreckt wird und zur Vernunft kommt, war mein Buch schon ein Erfolg."
Auf 250 Seiten beschreibt Michael Schönmetzler in einfachen, klaren Worten Situationen, wie sie wohl viele Soldaten im Zweiten Weltkrieg erlebt haben.
Wie ringsherum die Granaten einschlugen, wie ihm Verwundete dankten, die er ins Lazarett gebracht hat, wie plötzliche Stille in einer Schlacht an den Nerven zerrt - schlaglichtartig werden die Szenen beleuchtet. Trotz einer Einstellung zum Krieg, wie sie im Dritten Reich gängig war, ging es Schönmetzler nicht darum, das Soldatentum zu beschönigen oder gar zu lobpreisen. Schonungslos schildert er auch die Allgegenwart des Todes, die Ängste derjenigen, die doch "Helden" sein sollten, die Sehnsucht nach der Heimat und den Eltern. So stellt das Buch das authentische Dokument eines Zeitzeugen dar.
In einem persönlichen Nachwort trägt der Enkel von Michael Schönmetzler, der 28-jährige Benjamin Bunk, seine Überlegungen zu den Erinnerungen des Großvaters bei. Dabei fällt ihm einerseits die Andersartigkeit der Gedanken, Deutungsmuster und Sprache auf. Andererseits findet er aber auch folgende Überlegung erschütternd: "Mir wird umso mehr bewusst, dass ich zu dieser Zeit vermutlich so ähnlich gedacht hätte wie du." Bei aller kritischen Sicht auf die Einstellung zum Krieg jener Zeit kommt Benjamin zu dem Schluss: "Auch wenn ich es verurteile, dem Einzelnen seine Verantwortlichkeit abzusprechen, bleibt doch der Mensch, egal auf welcher Seite der Front, derjenige, der unter dem Krieg am heftigsten zu leiden hat."
Das Buch gibt es im "Dorflädele" in Altusried, Autohaus Rotter, Kimratshofen und Reisebüro Mauderer, Kempten.