Für viele Allgäuer ist die Festwoche in Kempten das Highlight des Jahres. Die Allgäuer tanzen, lachen und feiern. Wer sorgt aber dafür, dass das Bier kühl auf den Tisch kommt? Dass die Toiletten sauber und die Areale sicher sind? Warum schrubbt ein Student in den Semesterferien Toiletten oder läuft stundenlang Streife? all-in.de war mit der Videokamera auf der Festwoche und hat einen Blick hinter die Kulissen geworfen. 'I will wieder hoam' hallt es von der Bühne und das voll besetzte Bierzelt auf der Allgäuer Festwoche antwortet mit einem 'fühl mi do so allan.' Längst stehen die Besucher des Kemptener Festzeltes auf den Tischen, tanzen ausgelassen zu den Gassenhauern der Kapelle und versuchen diese mit ihrem Gesang noch zu übertönen. Überall sieht man lachende Gesichter, fesche Dirndl und Lederhosen. Der Duft von frisch gebratenem Hähnchen liegt in der Luft und macht Hunger auf mehr. Währenddessen zwängt sich Martina Erd aus Dietratried durch die Menschenmenge. Sie kann an diesem Abend nicht feiern, nicht zur Musik schunkeln und auch Alkohol ist für sie tabu. Sie ist eine der etwa 50 Bedienungen im Bierzelt und sorgt dafür, dass das Bier kühl und die Haxn heiß auf die Tische kommen. 'Es kann sehr stressig werden. Gerade am Abend gibt es den einen oder anderen schwierigen Besucher und manchmal schenke ich auch nichts mehr aus', erzählt Frau Erd, die schon zum 14. Mal auf der Festwoche bedient. 'Die meisten sind aber sehr freundlich und lustig. Da macht dann sogar das Arbeiten Spaß.' Selbst, dass sie Urlaub nehmen muss, um auf der Festwoche arbeiten zu können, macht ihr nichts aus. Ich habe danach noch 14 Tage Zeit mich zu erholen', berichtet sie. Ähnlich geht es auch dem 24-jährigen Studenten Peter Isemann, der in seinen Semesterferien als Geländestreife für die Sicherheit auf dem Festwochengelände zuständig ist. 'Wenn ich ehrlich bin, ist natürlich die gute Bezahlung ein Grund den Job zu machen', schildert Isemann, er habe aber auch schon immer gerne dann gearbeitet, wenn andere gefeiert haben: 'So kann man einen Blick hinter die Kulissen werfen.' Um das Risiko seines Studentenjobs ist sich der 24-Jährige durchaus bewusst. 'Es kommt schon vor, dass ein Mitarbeiter verletzt wird. Sei es durch einen Unfall oder aggressive Besucher', berichtet Isemann weiter. Ihm selbst ist aber noch nichts passiert: 'Mit Reden kann man viel erreichen.' Etwas weniger gefährlich aber nicht minder wichtig ist die Arbeit von Notarzt Bernd Fischer. 'In den letzten Jahren hat sich die Organisation auf der Festwoche stark verbessert, die Johanniter und das Rote Kreuz arbeiten Hand in Hand', berichtet Fischer. So sei die Installation eines festen Notarztes in den Abendstunden nur die logische Konsequenz. 'Wir sind bei medizinischen Notfällen schnell zur Stelle und was mir persönlich besonderes wichtig ist: Wir können unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter entlasten', so der Notarzt weiter. Auch Nurettin Yigit arbeitet auf der Festwoche. Er erledigt einen Job über den selten gesprochen wird: Er schrubbt Toiletten. 'Ganz ehrlich? Es kann schon mal richtig eklig werden', erzählt der 22-jährige Kemptener, der mittlerweile in Marburg studiert und während der Festwoche in der Firma seiner Eltern aushilft. 'Wenn die Gäste hier alle so auf die Hygiene achten würden wie bei sich zuhause, hätten wir wesentlich weniger zu tun. Aber so ist es nun mal', berichtet der Student. Außerdem stört ihn, dass der ein oder andere Besucher bei seinem Anblick schon mal die Nase rümpft. 'Man wird sofort in eine Schublade gesteckt und schief angeschaut, obwohl einen die Leute gar nicht kennen'. Trotzdem kommt er immer wieder gerne auf die Festwoche: 'Unser Team ist klasse, die Bezahlung stimmt und ich treffe hier Bekannte von früher – das freut mich.' Lediglich ein wenig mehr Respekt ihm und seiner Arbeit gegenüber wünscht er sich. Respekt für ihn und seine 2000 Kollegen auf der Festwoche - denn ohne die Menschen, die für und auf der Festwoche arbeiten, gibt es keine Messe, kein Bierzelt und kein 'I will wieder hoam'.
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