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Artikel: Allgäuer Banken bleiben trotz Finanzkrise ihrer Linie treu

7. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Reaktionen Sparkassen und Genossenschaftsbanken ändern Geschäftspolitik bei der Kreditvergabe nicht

Kempten | jan | Wie stark beschäftigt die normal verdienenden Menschen im Allgäu die weltweite Finanzkrise? Fürchten Sie um ihr eigenes Erspartes? Die Einschätzung der regionalen Banken dazu könnte unterschiedlicher nicht ausfallen. Dr. Jürgen Groß, Pressesprecher des Genossenschaftsverbandes Bayern, zu dem die Raiffeisen- und Volksbanken gehören: "Es ist ruhig wie selten. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Leute verunsichert sind." Martin Haf, Vorstandssprecher der Sparkasse Allgäu, spricht dagegen von 6000 Anfragen bei der Internetberatung seiner Bank zum Thema: "Ihr Geld ist bei uns sicher."

Die Privateinlagen: Haf betont wie sein Vorstandskollege Thomas Munding von der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim: Alle Privateinlagen der Kunden sind "umfassend geschützt". Abgesichert ist das Geld zunächst einmal durch das Eigenkapital einer Bank. Allein bei der Sparkasse Allgäu sind das 290 Millionen Euro.

Das Kreditgeschäft: Während die amerikanischen Banken teilweise gar nicht mehr genügend flüssige Mittel zur Kreditvergabe haben, versichert Haf: "Bei uns hat sich nichts geändert, Firmen- wie Privatkunden können weiter jederzeit auf uns zählen." Rainer Schaidnagel ist Vizepräsident des schwäbischen Genossenschaftsverbandes und Direktor der Raiffeisenbank Kempten. Er erklärt, warum sein Institut die Vergabepolitik nicht ändern muss: "Wir finanzieren das Kreditgeschäft hauptsächlich über Einlagen aus der Region.

" Liquiditätsengpässe auf dem internationalen Geldmarkt belasten deshalb nicht.

Krise auch im Allgäu zu spüren

Die große Finanzwelt mit ihren Milliardensorgen ist also weit weg? Nein, auch heimische Banken können sich der Krise nicht entziehen.

Probleme der Hypo Real Estate: Beim Rettungspaket für die Liquiditätsprobleme der Münchner Bank sind indirekt auch alle Sparkassen und Genossenschaftsbanken mit im Boot. Die bayerischen Sparkassen mit 75 Millionen Euro, erfuhr Haf gestern. Selbst wenn dieses Geld benötigt werden würde, müsste aber keine Allgäuer Bank direkt etwas zahlen. Einspringen würden die Sicherungseinrichtungen der Banken, deren Kassen alle Institute regelmäßig über Jahresbeiträge füllen. Wie hoch diese Beiträge sind, will Verbandssprecher Groß nicht sagen.

Laut Sparkassen-Chef Haf liegt der Betrag "im Promillebereich der Bilanzsumme einer Bank, bei uns im unteren sechsstelligen Bereich."

Als "großes Glück" bezeichnet es Haf, dass sein Haus keine Wertpapiere der Hypo Real Estate gekauft hat: Deren Wert könnte gefährdet sein. Raiba-Chef Schaidnagel sieht auch kein Problem, da seine Bank "nur einen minimalen Bestand" hat, unter zwei Prozent des Bankdepots.

Die Landesbank Bayern: Die Schwierigkeiten dieser Bank trifft nur die Sparkassen. Das Risiko eines Milliardenminus dieses Instituts mussten die einzelnen Sparkassen mit Bürgschaften auffangen.

Die Sparkasse Allgäu sagte einen Beitrag von zehn Millionen Euro zu, die Sparkasse Memmingen ist wohl mit einem ähnlichen Betrag dabei, die Sparkasse Kaufbeuren im einstelligen Millionenbetrag. Ob diese Summen fällig werden, weiß niemand.

Hinzu kommt, dass die Landesbank vermutlich vorerst keine Dividende an ihre Eigentümer, die Sparkassen und den Freistaat, zahlen kann. Der mögliche Einnahmenausfall für die Sparkasse Allgäu: Eine halbe Million Euro pro Jahr. Haf: "Das alles ist viel Geld, aber für uns jederzeit problemlos verkraftbar."