'Mehr pflegende Hände für mehr zu pflegende Menschen!' Das Allgäuer Aktionsbündnis 'Pflege im Aufbruch' forderte bei einem Gespräch mit Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert eine zehnprozentige Erhöhung des Personalschlüssels bis 2014.
Das sei ein erster Schritt, den drohenden Pflegekollaps zu verhindern, sagte Dr. Philipp Prestel (Allgäu-Stift Kempten). Reichert machte kein Zahlenbekenntnis zur Personalaufstockung, sah aber „die Brisanz“. Es sei wichtig, weitere Partner und Politiker ins Boot zu holen und Argumente zu sammeln. Über eine Großveranstaltung könne man dann Anfang 2013 die Thematik schwabenweit verdichten.Bei dem Gespräch wiesen die Allgäuer Reichert auf den 'existenziellen' Notstand beim Pflegenachwuchs in Kempten und dem Oberallgäu hin. Ulrich Gräf, Geschäftsführer der Allgäu-Pflege gGmbH aus Sonthofen: 'Der Pflegemarkt ist leer. Die Altenpflegeschulen in Immenstadt und Kempten brauchen mehr Schüler; sie können der Nachfrage der Pflegeeinrichtungen nicht nachkommen.' Laut Marianne Baur (Heinzelmann-Stift Kaufbeuren) bleibt im Bundesdurchschnitt eine Pflegefachkraft nur rund fünf Jahre im Beruf. 'Dazu kommt die Abwanderung in Krankenhäuser, in den Sanitätsfachhandel oder ins Ausland.'
Der Pflegeberuf müsse attraktiver werden, brauche die Anerkennung in der Gesellschaft und bessere Arbeitsbedingungen, forderte Wolfgang Grieshammer (Diakonie Kempten-Allgäu/Wilhelm-Löhe-Haus). Die Pflegenden seien in einer Sandwich-Position mit Druck von beiden Seiten, ergänzte Gräf: Es gebe eine veränderte Klientel, mehr Demenz und gerontopsychiatrische Erkrankungen, die bei der Pflege einen intensiveren Zeitaufwand erforderten. Andererseits gebe es aber auch mehr Bürokratie und den Pflegenotstand.