Mutter sein und studieren - 'Leih-Omas' machen’s möglich Kempten (mor). Während Kinderkrippen in aller Munde sind, haben die Fachhochschule Kempten und das Allgäu Stift Seniorenzentrum Marienheim seit vergangenem Herbst ein ganz eigenes Modell der Kinderbetreuung entwickelt: Rüstige Bewohnerinnen des Josef-Landes-Haus haben sich bereit erklärt, auf die Kinder junger Studierender aufzupassen. 'Das lässt eine Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Muttersein zu', ist Ulrike Finkenzeller erleichtert. Gemeinsam mit weiteren Studentinnen der FH, Studiengang Sozialwirtschaft, hat sie im Rahmen eines Unterrichtprojekts dieses 'Babysitting' initiiert. Parallel dazu entstand im Marienheim der Gedanke von 'Leih-Omas'.
Derzeit 'profitieren' Ida (zehn), Jakob (sieben) und Samira (drei) von dem Projekt. Zu den Seniorinnen Hilde Rauh und Elsbeth Tronsberg hatten sie schnell einen Draht. Hilde Rauh hat gleich mehrfach Enkel- und Urenkelerfahrung und Elsbeth Tronsberg, ehemals gelernte Kinderkrankenschwester, hatte früher beruflich stets Kontakt zu Kindern.
'Oft reicht es, einfach da zu sein, während die Kinder sich mit sich selbst beschäftigen', sind sich die Seniorinnen einig. Unterstützung haben die beiden älteren Damen durch Susanna Baumann. Die junge Frau bringt auch ihre Tochter zu der Kinderbetreuung mit und weiß genau: Wenn sie demnächst mit dem Studium beginnen wird, dann soll ihre Samira gleichfalls eine derartige Fürsorge erfahren.
Für die Kinderbetreuung stehen in der Bahnhofstraße 61 der FH im oberen Stock Räume zur Verfügung. Über eine Art Flohmarkt besorgten Ulrike Finkenzeller und ihre Kommilitoninnen Brettspiele, Spielautos, ein Kasperltheater oder Puppen. Wünschenswert jetzt auf den Sommer hin wäre, wenn die kleine Gruppe einen nahe gelegenen Garten oder Spielplatz mitnutzen könnte. 'Denn bei dem schönen Wetter sollte es schon rausgehen, auf den Spielplatz oder mal zum Eisessen', stecken die beiden Seniorinnen voller Ideen.
'Unterbrechung des Alltags'
'Es ist beruhigend zu wissen, die Kinder sind gut aufgehoben, während man selbst in einer Vorlesung sitzt', schätzt die zweifache Mutter Ulrike Finkenzeller die Kinderbetreuung durch die Seniorinnen. Zwei Mal im Monat für drei Stunden wird dieser ehrenamtliche 'Dienst' in Anspruch genommen. Die 'Leih-Omas' freuen sich darauf, werden sie doch jeweils von der einen oder anderen Studentin abgeholt - und auch wieder nach Hause gefahren. 'Es ist eine schöne Unterbrechung des Alltags', sagt Elsbeth Tronsberg. Besuch von den Kindern hat sie auch bereits gehabt.
'Spannend' findet beispielsweise der siebenjährige Jakob die Nachmittage in der FH. Dass er derzeit der einzige Bub ist, stört ihn gar nicht. Dennoch sind die Initiatoren mit Margit Wimmer vom Allgäu Stift überzeugt: 'Unser Projekt wird Schule machen' - und bald würden an der FH mehr Kinder und Seniorinnen anzutreffen sein.'