Verdi-Forum Fachleute und Politiker tauschen Meinungen aus - Forderung nach mehr Einsparungen und Zukunftsinvestitionen">

Artikel: Allgäu könnte sich selbst mit Energie versorgen

22. August 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Verdi-Forum Fachleute und Politiker tauschen Meinungen aus - Forderung nach mehr Einsparungen und Zukunftsinvestitionen

Kaufbeuren/Ostallgäu | AZ | Gegenwart und Zukunft der Allgäuer Energieversorgung standen auf der Agenda des von Verdi Allgäu durchgeführten Forums Energieversorgung in Kaufbeuren. Richard Wuchterl, Vorsitzender des Verdi Fachbereichs Energieversorgung, machte deutlich, dass das Forum Energieversorgung die richtige Plattform sei, um mit der Politik in einen Dialog zu treten.

Michael Lucke stellt die vom AÜW in Auftrag gegebene Studie zur Energieversorgung im Allgäu vor. Das Fraunhofer Institut habe ermittelt, dass das Allgäu, wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden könnten, energieunabhängig wäre. Dies mache aber größere Eingriffe in die Landschaft und Investitionen in namhafter Größe erforderlich. Derzeit werde geprüft, wie die Menschen unserer Region mit größeren und kleineren finanziellen Anteilen die regionale Energieversorgung verbessern könnten. Der Nutzung von Windkraft komme in den nächsten Jahren eine größere Bedeutung zu.

Arbeitsplätze sichern

Jürgen Siegert, Geschäftsführer der VWEW, stellte fest, dass sich die Kunden auf die heimischen Energieversorger verlassen könnten. Die VWEW nutzten alle Möglichkeiten der Wasserkraft. Die Stadt Kaufbeuren als größter Anteilseigner sei weiterhin an einer kostengünstigen Energieversorgung durch ein heimisches Unternehmen interessiert, betonte Wirtschaftsreferent Siegfried Knaak. Denn nur dadurch könnten Arbeitsplätze gesichert und geschaffen werden.

Vorteil für Steuerzahler

Die Landtagsabgeordnete Angelika Schorer (CSU) betonte die Notwendig der Energieeinsparung. Sie habe die Staatsregierung bei der Auflage eine Gebäudesanierungsprogramms mit Nachdruck unterstützt.

Der Landkreis Ostallgäu habe die energetische Gebäudesanierung vorangetrieben, Ziel sei es, den Energieverbrauch kurz-, mittel- und langfristig deutlich zu reduzieren. So könnten auch Kosten zugunsten des Steuerzahlers eingespart werden. Der Markt der erneuerbaren Energien sei noch nicht ausgeschöpft. Der Geothermie werde auch in unserer Region eine größere Bedeutung zu kommen. Erste Schritte seien in die Wege geleitet. "Alle warten gespant auf das Ergebnis der Mauerstettener Bohrung. Wir hoffen, dass sie erfolgreich verlaufen wird", betonte Schorer.

Landtagsabgeordneter Adi Sprinkart (Grüne) stellte fest, dass es notwendig sei, noch größere Anstrengungen zu unternehmen, um das politisch gewollte Ziel, weg vom Öl, schneller zu erreichen. Er lehnte die von der CSU geforderte Verlängerung der Laufzeit bestehender Atomkraftwerke ab. "Wir brauchen mehr Investitionen in erneuerbare Energien." Denn mit diesen könne sich die Wirtschaft neue Exportmärkte erschließen, so Sprinkart. Es gebe Länder, in denen sei die Sonne keine Mangelware, "dort müssen wir ansetzen".

Harald Güller von der SPD stellte fest, dass am vereinbarten Atomausstieg nicht gerüttelt werden dürfe. Sonst würde der Druck von den Energieversorgern genommen, in neue und zukunftsweisende Energieerzeugung zu investieren. Er widersprach der Behauptung, dass die jetzige Entscheidung, die Kraftwerke über das Jahr 2021 laufen zu lassen, Auswirkungen auf den Benzinpreis habe.

Die Automobilindustrie sei gefordert, spritsparendere Modelle anzubieten, und die Menschen sollten diese auch nutzen.

In Deutschland erzeugen

Jürgen Fechtmann erklärte, Verdi trete dafür ein, die in Deutschland verbrauchte elektrische Energie auch in Deutschland zu erzeugen. Feuchtmann appellierte an die Verbraucher, die heimischen Energieversorger zu nutzen. Nur sie böten die Gewähr, dass auch die Arbeitsplätze in der Region blieben.

Den Betriebsräten sprach Thomas Bittner (AÜW) aus der Seele als er forderte, dass bei allen Veränderungen der Energiewelt die sozialen und wirtschaftlichen Interessen der Beschäftigten nicht zum Spielball werden dürften.