Theater Blauer Kater inszeniert zwei Tschechow-Schwänke Lindau (ltz). Kurzweilig und komisch war die Premiere der Tschechow-Einakter 'Der Heiratsantrag' und 'Der Bär', die am Sonntagabend im Zeughaus auf dem Programm standen. Eine der letzten Inszenierungen der Truppe um Elisabeth Gessau. Nach zwei Jahrzehnten verabschiedet sich der Blaue Kater von seinem Publikum..
Tschechow zu inszenieren, sei lange eine Herzensangelegenheit gewesen, gibt Elisabeth Gessau nach der gelungenen Premiere zu - allein, sie habe sich nie richtig rangetraut. Zu hoch sei die Herausforderung gewesen, zumal ihre Urgroßeltern mit Anton Tschechow befreundet waren. Dass sie jetzt, am Ende der Blauen-Kater-Zeit, die Stücke auf die Bühne bringen konnte, mache sie sehr glücklich. Noch keine 30 war der Autor, als er die Schwänke schrieb, und wer sie liest, mag sich wundern, wie ein 28-Jähriger so über die Beziehung zwischen Mann und Frau schreiben kann? 'Es geht, wie so oft, um die Liebe - auch wenn es in den meisten Szenen gar nicht danach aussieht. Im 'Heiratsantrag' hält der junge Ivan Vasiljevic Lomov (Matthias Schmid) um die Hand der Nachbarstochter Natalja Stepanovna (Bettina Nuernbergk) an. Deren Vater (Hans Stübner) ist zunächst begeistert, doch ehe er sich versieht, bekommen die beiden Noch-nicht-Verlobten sich in die Wolle, noch ehe Ivan seinen Antrag machen kann. Lindaus ehemaliger Verkehrsamtsleiter Hans Stübner ist in der Rolle des herrlich schrulligen und liebenswürdigen Vaters zu sehen, der sich von seiner Tochter in jeden Disput hineinziehen lässt und vom freundlichen Nachbarn zum tobenden Streithals wird. Bettina Nuernbergk alias Natalja Stepanovna ist das Temperamentbündel, das ihren Verehrer in Grund und Boden redet und von der netten Plauderin zur Furie mutiert - sie ist herrlich patzig und provoziert genussvoll mit einem Lächeln im Gesicht. Ivan Lomov findet in Matthias Schmid einen brillanten Darsteller. Unsicher, aufgeregt und verklemmt, leidet er an unzähligen kleinen Zipperlein und wirbt wenig überzeugend für die Ehe: 'Nicht heiraten geht ja auch nicht.' Ähnlich romantisch sind wohl auch die Vorstellungen von Liebe, die der Bär (Grigorij Smirnov alias Uli Mayer) hat, bis er die schöne Witwe Elena Ivanova Popova (Tina Buntzel) trifft und sich verliebt. Vorher fliegen aber auch hier die Fetzen. Herrlich trocken ist da die resolute Dienerin Luka (Elisabeth Gessau, in ihren Augen spiegelt sich das ganze Stück), die das Ganze pragmatisch sieht: 'Mein Alter ist seinerzeit auch gestorben, ich habe einen Monat getrauert.' Als der Bär ins Haus platzt, um Geld einzutreiben, prallen zwei Welten aufeinander. Elena: schön, edel und hochnäsig. Grigorij: wild, schmutzig, raubeinig und tollpatschig - ein Bär eben und eine wunderbare Vorstellung von Uli Mayer. Der wilde Bär wird im Laufe des Geschehens zum zahmen Verehrer. Ein begeistertes Publikum bedankte sich bei den glänzenden Schauspielern und bei der Regisseurin Elisabeth Gessau, bei Renate Biesenberger (Regieassistenz), Peter Kristukat (Bühnenbild) sowie bei Max Maibach und Christoph Seitz (Technik). Weitere Vorstellungen sind am 14., 17., 21., 24., 28. und 30. September, jeweils um 20 Uhr im Zeughaus.