Es war vor 40 Jahren: Der Holländer Ernie Wilmink wollte Anfang 1969 zum Skifahren, irgendwo in Süddeutschland oder Österreich. Aber wohin genau? Internet und Google waren damals noch keine Hilfe. Also hängte er eine Landkarte auf und zielte darauf mit einem Dart-Pfeil. Und der bohrte sich an der Wand in einen kleinen Ort im Allgäu: Wiggensbach. Tage später stieg Wilmink im Gasthof Hirsch ab. Und dies tut er immer noch regelmäßig - seit 40 Jahren.
Der Trinkwasser-Experte, der mittlerweile in den USA lebt, ist weltweit viel unterwegs. Doch mindestens einmal im Jahr lässt er sich bei den Wirtsleuten vom "Hirsch", Heidi und Fritz Kast, blicken, und bezieht hier ein Zimmer. Diesmal ist seine Frau Judith mitgekommen.
Auch wenn er sich immer noch als "normalen Gast" sieht: Ernie Wilmink gehört zur Familie und darf auch bei Familienfesten nicht fehlen. So reiste er 2007 extra aus den USA zur großen Geburtstagsfeier der Wirtsleute (60 und 65 Jahre) an. Und bei einer Silvesterparty im "Hirsch" sprang er als DJ ein, weil die Live-Band krank war. "Eines Winters war Ernie ganz verzweifelt, weil in Wiggensbach kein Schnee lag, und er mit Freunden Skifahren wollte", erzählt Heidi Kast. "Aber in Eschach sind die Lifte gelaufen."
Ernie Wilmink kennt man in Wiggensbach. "Hallo Ernie, wie gehts", begrüßt ihn ein Einheimischer im "Hirsch"-Biergarten, klopft dem 63-Jährigen auf die Schulter und sogleich entsteht zwischen den beiden ein Schwätzchen. "Ich könnte in den besten Hotels übernachten, aber hier bei Heidi und Fritz fühle ich mich einfach am wohlsten", sagt Wilmink.
Der Holländer gilt als Experte für Trinkwasser und referiert regelmäßig auf Fachtagungen. Statt auf umweltschädliches Chlor setzt er bei der Reinigung von verschmutztem Wasser auf hochaktives Ozon (O3). Nachdem etwa Flusswasser durch Filteranlagen gereinigt wurde, werde es durch Ozonierung trinkbar gemacht, so Wilmink. Weltweit hat er Anlagen installiert; 140 Beschäftigte in 32 Ländern arbeiten für ihn.
Arbeit in Dritte-Welt-Ländern
"Täglich sterben etwa drei Kinder an verunreinigtem Trinkwasser", sagt Wilmink. "Das ist doch unfassbar!". So kommt die von ihm weiterentwickelte Ozon-Technologie vor allem auch in Dritte-Welt-Ländern zum Einsatz. Durch Ozonierung könne man aber auch Melkanlagen umweltfreundlich sterilisieren. Wilmink: "Da kommen bislang vor allem teure und hochgiftige Chemikalien zum Einsatz."
Mit seiner Methode, durch Ozon Wasser zu reinigen, hatte er schon Kast-Sohn Stefan vor 20 Jahren tief beeindruckt: "Ich wollte das einfach nicht glauben, und habe damals in ein Glas Wasser alles Mögliche reingeschüttet, Maggi und sogar Tinte, doch Ernie hat daraus Wasser gemacht, das man sogar einigermaßen trinken konnte", erinnert sich der heute 26-Jährige und lacht.