"Ohhh, Glitzer!" Die zwölf Kinder bekommen ihre Münder fast nicht mehr zu. Aber das atemlose Staunen hält nicht lange an - nur Augenblicke später erobert die ganze Rasselbande hüpfend, kletternd und quietschend vor Begeisterung die neue Kuschel- und Leseecke mit dem glitzernden Sternenhimmel darüber. Kommt ja auch nicht jeden Tag vor, dass man so einen funkelnagelneuen Kindergarten als Erster in Beschlag nehmen darf.
Unweit der Lenzfrieder Straße ist in den letzten Monaten ein besonderes Projekt entstanden - eines, das es so noch nie gab in Kempten: Direkt angrenzend an die Konrad-Adenauer-Schule hat in einem Anbau der Kindergarten St. Anna ein neues Zuhause bekommen. Vom Kleinkind bis zum Viertklässler spielen, leben und lernen die Lenzfrieder Kinder damit künftig Tür an Tür.
Schnittstelle Erdgeschoss
3,1 Millionen Euro hat die Stadt dafür ausgegeben. Wie aber baut man für Kinder? Wichtig, sagen Hochbauamtsleiter Hans Henkel und Mitarbeiter Volker Immler, ist es, die Betroffenen bei der Planung einzubinden. Soll heißen: Kindergarten- und Schulleitung waren dabei bei Besprechungen und Entscheidungen, konnten Wünsche in Sachen Ausstattung äußern.
Heute, ein Jahr nach Beginn der Arbeiten, grenzt ein bezugsfertiger L-förmiger Anbau in Passivhausqualität an die Konrad-Adenauer-Volksschule. Drei Eingänge führen ins Innere: der erste über einen neuen lichten Vorraum in die Grundschule, der zweite in den Kindergarten mit seinen drei Gruppen und der dritte in die neu geschaffene Kinderkrippe. Bereits im Januar, als auf dem Gelände am Wettmannsberger Weg noch reine Baustelle war, hätten ihr die Eltern "die Bude eingerannt" wegen der Krippenplätze, sagt Kindergartenleiterin Michaela Hegger. Ende Juli hatten sie, ihre Kolleginnen und die Kinder dem einige hundert Meter entfernten alten Gebäude den Rücken gekehrt. Dort hatte 1915 mit einem Waisenhaus der Armen Schulschwestern die Geschichte der Lenzfrieder Kinderbetreuung begonnen.
Ab Ende August werden fast 90 Krippen- und Kindergartenkinder von elf Mitarbeitern betreut. In den Gruppenräumen stapeln sich bereits die Umzugskartons, die in den nächsten Wochen noch ausgeräumt werden müssen. Draußen legen derweil Arbeiter letzte Hand ans Außengelände, das wiederum dreigeteilt ist und mit je nach Altersgruppe unterschiedlichen Spielgeräten ausgestattet wurde. "Wir bekommen sogar eine Rennbahn für unsere Spielfahrzeuge", freut sich Hegger.
Täglicher Berührungspunkt von Kindergarten und Schule sind die an einander grenzenden Speiseräume im Erdgeschoss. "Der Speiseraum der Schule kann auch für Veranstaltungen genutzt werden", erläutert Immler. Darüber sind zwei neue Klassenzimmer entstanden. Dort ziehen im September die bisherigen Außenklassen aus Leubas ein.
Und was wird aus dem Gebäude in der Lenzfrieder Straße? Laut Hochbauamtsleiter Henkel kann die Stadt das Haus bei den anstehenden weiteren Schulbaumaßnahmen gut gebrauchen. So ziehen demnächst vier Klassen der Suttschule in den langjährigen Kindergarten ein.
Offizielle Einweihung des Neubaus ist am Freitag, 15. Oktober, am Samstag dann Tag der offenen Tür.