"Wir verlieren und Ihr gewinnt heute etwas. Wir verlieren einen kreativen, talentierten, engagierten und zahlenmäßig sehr großen Jahrgang, und Ihr gewinnt - die Freiheit!" Mit diesen Worten verabschiedete der Schulleiter des Marien-Gymnasiums Kaufbeuren, Rolf-Dieter Pohl, die 79 Abiturientinnen dieses Schuljahres. Alle haben ihre Abiturprüfungen bestanden.
Die von Pohl angesprochenen Talente bewiesen die Abiturientinnen auch in ihrer sehr unterhaltsamen Abschlussfeier, welche von der Big Band des Marien-Gymnasiums, der eigens für die Feier gegründeten Abi-Band "Rumpleteazor" und Katharina Wiedemann und Katharina Malek musikalisch gestaltet wurde.
Launig-flockig
Anstatt in der üblichen Form einer Dankesrede bezog Kollegstufensprecherin Regina Sandler das Publikum in eine launig-flockige "Lehrstunde" ein, bei der auch der Dank an die sonst eher im Hintergrund wirkenden Putzkräfte, Hausmeister und Sekretärinnen nicht fehlte. Ein besonderes Abschiedsgeschenk hatten sich die Abiturientinnen für Kollegstufenbetreuer Joachim Kohler einfallen lassen: zwei lebende Gänse. Auch die Kursleiter wurden für ihre Arbeit mit einfallsreichen Geschenken belohnt.
Mit feiner Ironie ging Schulleiter Pohl in seinem eigens für die Feier geschriebenen "Märchen" auf die von den Schülerinnen geäußerte, vielfältige Kritik ein. Unter anderem bei einer Podiumsdiskussion hatten sie die bayerische Schulpolitik, die "Selektionsmaschinerie" des Gymnasiums und das dreigliedrige Schulsystem im Freistaat bemängelt (wir berichteten).
Trotz aller Selektion haben sämtliche 79 Kandidatinnen das Abitur bestanden, wobei die drei besten Theresa Eckermann mit einem Notenschnitt von 1,1, Carina Fasser und Stephanie Nothaft (beide 1,2) waren. Zahlreiche Schülerinnen wurden für ihren Einsatz für das Schulleben mit Büchergutscheinen belohnt. Buchpreise gab es jeweils auch für herausragende Leistungen in den Fächern Chemie und Physik, eine goldene Ehrennadel in Latein.
Nachdenklich-nüchtern
Einen nachdenklich-nüchternen Akzent setzte die Vorsitzende des Elternbeirats, Uta Lübbing, mit ihrer Rede. Sie verglich die neueren bildungspolitischen Entwicklungen an Schule und Universität mit ihren eigenen Lernerfahrungen und bemängelte die nun fehlende Muse durch den Lerndruck, der kaum noch Raum für die Entwicklung der Persönlichkeit lasse. "Totsparen" führe zu einem "bildungspolitischen Nirwana". Die Abiturientinnen erinnerte sie daran, dass "Querdenker" in der Gesellschaft nötig seien, und ermahnte sie, bei allem nötigen Selbstbewusstsein ihre Fähigkeiten nicht zu überschätzen. (gpd)