Allgäu | l mun/az l: Ärzte: Neuregelung für Honorare kann uns ruinieren

29. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Medizin - Die Diskussion um den Gesundheitsfonds kommt nicht zur Ruhe

Angedrohter Fachärzte-Streik, Befürchtungen um eine schlechtere Patientenversorgung und eine angeblich drohende ruinöse Honorierung der Mediziner: Die Diskussion um den ab Januar geltenden Gesundheitsfonds mit dem einheitlichen Kassen-Beitragssatz von 15,5 Prozent geht unvermindert weiter. Niedergelassene Ärzte im Raum Kaufbeuren/Ostallgäu, die sich im Netzwerk "Geniall" zusammen geschlossen haben, befürchten Umsatzeinbußen von zehn bis 40 Prozent. Obwohl nach dem Beschluss aus Berlin eigentlich drei Prozent mehr Geld von den Kassen über die Kassenärztliche Vereinigung (KV) an die bayerischen Praxen fließen sollte. Doch die Gelder würden von der KV offenbar als Rücklagen einbehalten, sagte Dr. Klaus Rottach vom Ärztenetzwerk "Genial".

Dr. Holger Stöhr, niedergelassener Facharzt in einer Orthopädischen Gemeinschaftspraxis in Immenstadt, hat gegenüber unserer Zeitung ganz konkret vorgerechnet, wie sich die neue Regelung für ihn auswirkt. Sein Fazit: "Wenn ich so weiterarbeite wie bisher, arbeite ich mich in die Pleite." Dr. Stöhrs Rechnung im Einzelnen:

lIm Rahmen des so genannten Regelleistungsvolumens hat er von der KV erfahren, dass er künftig pro Quartal maximal 33799,95 Euro für die Behandlung von maximal 1150 Patienten abrechnen darf.

lStöhr: "Das entspricht einer Vergütung von 29,39 Euro pro Patient für zwölf Wochen ambulante orthopädische Behandlung, einschließlich Untersuchung, Beratung, Injektionen, Chirotherapie, Ultraschalluntersuchung, Anlegen von Gipsverbänden. . ."

lOperative Leistungen werden gesondert vergütet. Dafür erhält Stöhr nach eigenen Angaben aber im nächsten Jahr rund 25 Prozent weniger als heuer.

lUnterm Strich bekommt Stöhr nächstes Jahr von den gesetzlichen Krankenkassen pro Monat 11266,65 Euro überwiesen. Der Mediziner: "Diese Summe gibt den Umsatz an, nicht den Arztlohn.

" Somit decke die Honorierung der gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr die Praxiskosten, denn die ambulante orthopädische Behandlung mache mehr als 80 Prozent seiner ärztlichen Tätigkeit aus.

Für Unmut sorgt bei manchen Medzinern freilich auch die Tatsache, dass die AOK Hausärzten einen höheren Satz zahlt, wenn ein Patient am so genannten Hausarztmodell mitmacht. Dann erhält derArzt pro Patient und Quartal die Summe, die sich auch andere Hausärzte wünschen: 80 Euro. Zum Vergleich: Ein anderer Hausarzt muss mit knapp 20 Euro auskommen. Auch Kinderärzte seien für junge Patienten Ansprechpartner wie ein Allgemeinarzt für Erwachsene, meint Dr. Rudolf Kappes aus Kempten, Vorstandsmitglied im Verband bayerischer Kinder- und Jugendärzte. Entsprechend müssten sie auch beim AOK-Modell mitmachen können.