Kaufbeuren/Ostallgäu (vit/mab). - Wer baut, zahlt nicht nur Handwerker, sondern auch Verwaltungsakte. Bei einem Wintergarten für 30 000 Euro kommen dabei schon mal 1000 Euro für Planunterlagen, Vermessungsamt, Baugenehmigung und ähnliches zusammen. Das wollen sich manche sparen und bauen lieber schwarz. Und wenn man erwischt wird? Dann ist meist ein Bußgeld fällig. In einigen Fällen muss ein Schwarzbau aber auch beseitigt werden. Auf jeden Fall gibt es Ärger. 'Schwarzbauten sind ein Thema, das uns zunehmend auf den Nägeln brennt', klagt Gudrun Hummel, Baujuristin im Landratsamt Ostallgäu. Auch in Kaufbeuren beschäftigen Schwarzbauten immer wieder die Bauverwaltung. Wegen Abweichungen von der Baugenehmigung gab es 2005 im Ostallgäu elf Baueinstellungen. In 25 Fällen wurden aber Verstöße festgestellt. Dunkelziffer unbekannt. Denn Hummel weiß: 'Das ist nur die Spitze des Eisbergs.' In immerhin 16 Fällen wurde ein Bußgeld verhängt. Doch die Summe von insgesamt weniger als 9000 Euro deutet nicht auf große Abschreckung hin. In der Regel, so Hummel, verhänge die Behörde aus gutem Grund keine sehr hohen Bußgelder. Denn kommt es zum Gerichtsverfahren, verringert oder streicht das Gericht das Bußgeld häufig. Da bleibe man lieber auf einem Niveau, das ohne gerichtliches Nachspiel akzeptiert wird. Hummel erzählt aber auch eine Anekdote: Ein Bauherr hatte ohne Genehmigung sein Haus höher gebaut und zusätzlichen Wohnraum gewonnen. Als der Baukontrolleur diesen wirtschaftlichen Zusatz-Nutzen monierte, meinte der Bauherr salopp: 'Das ist mir 10 000 Mark wert.' Also flatterte ihm ein Bußgeldbescheid in dieser Höhe ins Haus. Als er klagte und der Baukontrolleur das '10 000 Mark-Angebot' vor Gericht bestätigte, blieb es bei der Bußgeldhöhe.
Meist ist Vorsatz im Spiel Hummel weiß, dass die meisten Schwarzbauer wissen, was sie tun: 'Bei 80 bis 90 Prozent ist von Vorsatz auszugehen.' Ein bisschen in Mode gekommen seien Schwarzbauten bei 'Hobbylandwirten'. Denn Stadel in einer bestimmten Größe seien für Landwirte genehmigungsfrei. 'Aber nicht jeder Hobbylandwirt ist ein Nebenerwerbslandwirt.'Stellungnahmen werden auch beim Landwirtschaftsamt eingeholt, und in jüngster Zeit landeten zwei Fälle vor Gericht. Ein paar Hektar Land reichen nicht aus, um einen Schuppen für den Unimog oder die Kettensäge an den Waldrand zu stellen, habe auch das Verwaltungsgericht bestätigt. Die Geräte könne man dann auch noch zu Hause unterbringen. Bei vermeintlich landwirtschaftlichen Bauvorhaben sei häufiger auch ein 'Strohmann' im Spiel: Ein Bauer tritt als Bauherr für das Vorhaben in schöner Lage auf, ein Privatmann nutzt das Gebäude. Auch bei solchen 'Umgehungsgeschäften' schreitet die Behörde ein - wenn ein solcher Fall bekannt wird. Die Novellierung der bayerischen Bauordnung führe nach wie vor zu nichtgenehmigten Bauten, so Kaufbeurens Baureferatsleiter Ralf Baur. Denn: 'Früher musste bei einem Bau immer eine Genehmigung eingeholt werden. Heute ist das anders: Wenn man sich an die Vorgaben des Bebauungsplanes hält, ist das nicht mehr nötig.' Aber: Oft hielten sich Bauherren nicht an diese Vorgaben. Die Stadt müsse in der Regel keine Kontrolleure in die Baugebiete schicken: 'Die besten Kontrolleure sind die Nachbarn', meint Baur. Denen falle beispielsweise ein zu hoher Kniestock auf, weil wider Erwarten im Winter doch kein Licht von der tiefen Sonne einfalle. Manche große Hütten oder Lauben in Gärten seien ebenfalls genehmigungspflichtig, würden aber oft ohne Placet der Baubehörde errichtet. 'Das kann zu Geldbußen führen, eventuell gar zu einem teuren Rückbau', so Baur. In Kaufbeuren gab es 2005 immerhin 29 Verstöße. Meist drehte es sich dabei um zu groß gebaute Carports, um Wintergärten, aber auch um Werbetafeln. Vor zwei oder drei Jahren war im Außenbereich von Kaufbeuren eine Scheune in eine Wochenendbehausung umfunktioniert worden, so Michael Morhardt von der Bauverwaltung. Zweimal wurden - wie im Landkreis nicht besonders hohe - Bußgelder ausgesprochen, viermal gab es Baueinstellungen und -beseitigungen.