Kaufbeuren/Umgebung | sim | Die Absetzung der TV-Volksmusiksendung 'Lustige Musikanten' hat für Furore in der Branche gesorgt und diverse Kritiker auf den Plan gerufen. Der Sänger Heino zum Beispiel rief zum Boykott der öffentlich-rechtlichen Sender auf, und forderte alle Volksmusikfreunde auf, einen Euro der zu zahlenden Fernsehgebühren einzubehalten, wie er es ab sofort tun werde.
Rundfunk-und Fernsehmoderator Georg Ried hält von Heinos Boykott-Aktion nicht sehr viel, da sie gesetzeswidrig sei, aber er hat eine andere Idee: 'Ich rate den Leuten, sich in einem objektiven Brief direkt an das ZDF zu wenden und sich zu beschweren. Denn wenn da mal 50 000 oder noch mehr Briefe eingehen, sieht sich der Sender vielleicht eher genötigt, etwas zu tun.' Denn eine Unverschämtheit ist es für den Vertreter der Volksmusik auf jeden Fall: 'Es gibt so viele Fernsehprogramme die mit heutiger Technik empfangen werden können, da muss doch für jedermann etwas dabei sein, auch für Volksmusikfans.' Seine eigene Sendung 'Bayern, Burgen, Blasmusik', die das Bayerische Fernsehen ausstrahlt, versuche Unterhaltung, Historie und anspruchsvolle Blasmusik unter einen Hut zu bringen. Und das mit ziemlichem Erfolg, wie es scheint. 'Die Einschaltquoten sind wirklich gut, ich kann das ZDF absolut nicht verstehen,' so Ried.
Die junge Sängerin Jenny Bauer, die von dem Streit durch ihre Oma gehört hat, ist auch der Meinung, dass etwas getan werden müsse, egal in welcher Form. 'Mir selbst fällt spontan leider nichts ein, aber ich finde es gut, dass Heino auf die Barrikaden geht, schließlich sind solche Sendungen für viele ältere Leute oft das einzig Sehenswerte bei all dem Schund der heute im Fernsehen gezeigt wird.'
Auch das Duo Wörle aus Baisweil kann nicht begreifen, warum so viele Volksmusiksendungen ihre Sendeplätze verlieren oder gar ganz aus dem Programm genommen werden. Allerdings haben sie eine Vermutung: Die Musiker machen den Jugendwahn dafür verantwortlich, der die Medien dominiere.
Während sich Georg und Walter Wörle in ihren Konzerten über ein durchaus gemischtes Publikum freuen dürfen, seien das Fernsehen und vor allem die Werbung äußerst jugend-orientiert. Darüber sind die beiden empört: 'Obwohl sich ein etwas älterer Herr eventuell auch für das neueste Automodell interessieren würde, angesprochen wird er in der Werbung dafür nicht. Einige Privatsender errechnen ihre Quoten sogar nur noch mit Zuschauern bis 49 Jahren.'
Einen weiteren Grund für das Verschwinden der Volksmusikshows aus dem Fernsehen sieht das Duo aber auch in der Auswahl der Künstler. 'Wir wissen, dass ein paar große Firmen die Hand auf den Produktionen haben und neue Künstler dadurch kaum die Chance erhalten, Auftritte zu bekommen, während die immer gleichen eventuell auch das ältere Publikum langweilen und zum Umschalten bewegen.'
Einen Geheimtipp für alle Fans der volkstümlichen Musik haben die zwei Baisweiler aber parat. Über das digitale Fernsehen sei ein Volksmusiksender zu empfangen. 'Besonders zu empfehlen ist dabei das ‘volkstümliche deutsche Schlagermagazin‘, denn da sitzen wir in der Redaktion', fügen die Entertainer noch schmunzelnd hinzu.